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Pillen und Spritzen gehörten dazu

■ Die ehemalige DDR-Schwimmerin Heike Matz berichtet beim Berliner Dopingprozeß über die Einnahme verdächtiger Tabletten

Berlin (dpa) – Birgit Heike Matz schöpfte keinen Verdacht. „In meinem Fall existierte überhaupt kein Mißtrauen“, sagte die 35jährige frühere Schwimmerin des SC Dynamo Berlin gestern vor dem Berliner Landgericht. Die blauen Pillen – bei denen es sich laut Anklage um das gesundheitsschädigende Hormonpräparat Oral-Turinabol handelte – habe sie genauso wie die vielen anderen Vitamintabletten genommen, berichtete die von 1973 bis 1979 aktive Athletin im Pilotprozeß um das systematische Doping im DDR-Sport. Sie habe die Pillen in dem Glauben geschluckt, keinerlei Nachteile dadurch zu erleiden.

Mit der Aussage von Birgit Heike Matz am zehnten Verhandlungstag fügt sich langsam ein Bild vom Alltag der Spitzen-Schwimmerinnen des einstigen DDR-Renommierklubs zusammen. „Es war ein sehr hartes Training“, berichtete sie, die Pillen und Spritzen – auf die sich die Anklage wegen Körperverletzung gegen vier frühere Trainer und zwei Ärzte des SC Dynamo Berlin stützt – gehörten dazu. Einmal sei sie sogar traurig gewesen, als sie im Gegensatz zu ihren Trainingskameradinnen vor einem internationalen Wettkampf keine Spritze erhielt – doch ihr angeklagter Trainer Dieter Krause habe sie getröstet: „Du brauchst das nicht, du bringst die Leistung auch so.“

Spätestens seit 1977, im Alter von 14 Jahren, habe sie die „blauen Pillen“ von ihren Trainern erhalten, sagte die gebürtige Berlinerin, und sie habe damals bei sich körperliche Veränderungen festgestellt. Die heute als Kriminalbeamtin tätige Birgit Heike Matz schilderte, sie sei von Bekannten damals auf eine tiefer werdende Stimme angesprochen worden.

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