piwik no script img

Sonntagsspaziergang im „SeniorenNet“

Studenten und Computerkids tummeln sich im Internet, Hacker und Datenklauer sowieso. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Denn auch immer mehr rüstige Senioren wandern durch die virtuellen Welten. Etwa im „SeniorenNet Nord“, das nach dem Vorbild des amerikanischen „seniornet“ entwickelt wurde.

Der Hamburger Günther Rühmann betreut das Angebot im Netz ehrenamtlich und will „Menschen über 55 Mut machen, einen Rechner für die Kommunikation zu nutzen“. Dafür begab sich der 64jährige auch schon mal auf „Missionsreise“ in eine Hamburger Altentagesstätte, baute dort seinen Computer auf und zeigte verblüfften Rentnern, wie man sich ins World Wide Web einloggt. Wer sich einen PC anschaffen möchte, wird von Rühmann auch fachlich beraten.

Über das Internet, so schwärmt der Pensionär, entstehen erstaunlich schnell neue Kontakte, auch unter Senioren. So etwa auf der Homepage des SeniorenNet: Wer sich mit anderen austauschen möchte, stellt ein persönliches Profil mit Hobbys und Interessen ins Netz. Gisela Jagd zum Beispiel reist gern, „um unsere schöne Welt kennenzulernen“, und hofft, per Internet „neue Freundschaften zu schließen“. Interessierte, die die 68jährige kennenlernen möchten, können ihr eine E-mail ins Netz schicken. Dem Kennenlernen in der virtuellen folgt anschließend nicht selten ein Treffen in der realen Welt, weiß Netzexperte Rühmann.

Nur einen Mausklick von der Hauptseite entfernt stellen engagierte Senioren ab 60 ihre eigenen Aktivitäten vor, um anderen Mut zu machen. Erika Burchard zum Beispiel berichtet über den Verein „Netzwerk Rafael“, der Mädchen und Frauen in Afrika unterstützt. Ursula Stephan hat einen Reisebericht aus Nord-Mexiko verfaßt. Über E-mail können Interessierte mit beiden Kontakt aufnehmen. Andere Verküpfungen der Seniorenseite verweisen auf Gesundheitstips des Herzzentrums Völklingen oder auf das Angebot des Hamburger Versehrtensports.

Und auch Hamburgs Wirtschaft hat die Internet-SeniorInnen für sich entdeckt. Die Firma „Business Online“ bringt Senioren ins Netz. Das kostet pro Monat 12 Mark, zehn Stunden Online-Zeit inklusive. Hinzu kommen dann noch die Telefongebühren für die Verbindung zum Einwahlknoten. Know-how vermitteln auch die Hamburger „Rackow Schulen“ in speziellen PC-Kursen für Senioren, eine Probestunde ist kostenlos.

Stefan Tomik

Die Adressen des SeniorenNet Nord: http://www.seniorennet . de/hamburg/online.htm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen