: CSU bleibt Männerpartei
■ Listenwahl bei Bayerns Christsozialen endet mit enttäuschendem Ergebnis für die Frauen
München (AP) – Nicht nur Barbara Stamm war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. „Wir haben's probiert“, sagte die bayerische Frauenministerin resigniert, nachdem die Frauen-Union am Samstag auf der CSU-Delegiertenkonferenz eine Kampfabstimmung um den 16. Listenplatz für die Bundestagswahl herb verloren hatte.
Die unterlegene Kandidatin, Marion Seib, sprach von einer enttäuschenden Niederlage für alle Frauen in der CSU. Völlig unerklärbar nannte sie es, daß Frauen in der Partei offenbar keinen guten Stand hätten.
Mit 84 zu 162 Stimmen blieb die Bundestagsabgeordnete gegen ihren Herausforderer Aribert Wolf chancenlos. Zuvor hatte schon die Vorsitzende der bayerischen Frauen-Union, Maria Eichhorn, bei ihrer Wahl auf den vierten Platz nur enttäuschende 78,7 Prozent der Stimmen erreicht. Auf den ersten zehn Plätzen schnitt nur der Kandidat der Jungen Union noch schlechter ab. Alle anderen Männer unter den Top ten erreichten über 90 Prozent. Sogar fast 98 Prozent stimmten für Spitzenkandidat und Parteichef Theo Waigel.
„Wenn man für andere kämpft, hat man nicht nur Freunde“, erklärte Eichhorn nachher. Das Ergebnis werde sicher in der Partei eine heftige Diskussion über eine Frauenquote entfachen. „Wenn 50 Prozent der Delegierten Frauen wären, dann hätten wir es leichter.“
Von einer Frauenquote hält hingegen die Nürnberger Bundestagsabgeordnete Renate Blank überhaupt nichts: „Ich bin keine Quotenfrau.“ Sie sei froh, daß die Frauen nun endlich auch als Kandidatinnen anträten. „Jetzt müssen Frauen auch verlieren lernen.“ Und Frauen wie Männer müßten nun anständig miteinander umgehen.
Die CSU-Männer hingegen konnten die Klagen nicht verstehen. „Unter den ersten 15 Plätzen ist jeder dritte Kandidat eine Frau“, sagte Generalsekretär Bernd Protzner und sprach von einem „Ergebnis, das sich sehen lassen kann“. Hinter vorgehaltener Hand wurde den Parteifrauen ein strategischer Fehler vorgeworfen. Sie hätten ein besseres Ergebnis erzielen können, wenn sie nicht übertaktiert hätten, hieß es. Eichhorn hatte zuvor eindringlich an die Delegierten appelliert, die weiblichen Kandidaten zu unterstützen. „Es geht um die Glaubwürdigkeit unserer Partei“, rief sie den Abgeordneten zu.
Marion Seib wurde schließlich doch noch gewählt: Mit 171 gegen 22 Stimmen auf Platz 21 der Liste.
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