: Deutschwerden leicht gemacht
■ Ausländerbeauftragte startet Infokampagne zur Einbürgerung
Zur Ablehnung eines Asylantrages benötigt die Behörde von Innensenator Ralf Borttscheller in der Regel nur wenige Monate. Bis zur endgültigen Entscheidung über einen Einbürgerungsantrag hingegen ziehen im wahrsten Sinne des Wortes Jahre ins Land. Recai Aytas etwa hat 1995 die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt – und sie bis heute noch nicht bekommen. Das Schicksal des Mitarbeiters des Kulturzentrums Lagerhaus ist keineswegs ein außergewöhnlicher Fall. Zumindest nicht für Bremer Verhältnisse. Denn hier, weiß die Ausländerbeauftragte des Landes Dagmar Lill zu berichten, arbeitet das zuständige Innenressort besonders langsam. Und weil dieser Zustand unhaltbar sei und sie hoffe, verstärkter politischer Druck führe mittelfristig zu einer besseren personellen Ausstattung der Behörde, hat Dagmar Lill nun eine Informationskampagne ins Leben gerufen. Sie soll die MigrantInnen über die notwendigen Voraussetzungen zum Erhalt der deutschen Staatsangehörigkeit aufklären.
Unterstützt von zahlreichen Kooperationspartnern wird Lill in den kommenden Monaten einen Infobus in die Stadtteile schicken, der Einbürgerungswillige über ihre Rechte aufklärt. In dem Bus erhalten Interessierte neben kundiger Beratung auch die Antragsformulare. Keine Selbstverständlichkeit: Denn bisher rückte die Behörde diese Papiere nur im Anschluß an ein Gespräch mit dem zuständigen Sachbearbeiter heraus.
Derartigen kleinen sowie zahlreichen größeren juristischen und bürokratischen Hindernissen ist es geschuldet, daß in Bremen seit 1990 nur 4.700 Menschen eingebürgert wurden. „Das ist gerade mal ein Prozent der ausländischen Wohnbevölkerung“, kritisiert Lill. Momentan warten 1.800 Anträge von einbürgerungsberechtigten AusländerInnen darauf, bearbeitet zu werden. Dazu gesellen sich 731 Anträge von Menschen, deren Aufnahme ins deutsche Volk im Ermessen der Behörde liegt. Zahlen, die Lill von einem „eklatanten Vollzugsdefizit“ sprechen lassen, welches von den vier zuständigen MitarbeiterInnen in der Behörde nicht behoben werden kann.
Zwecks Abbaus dieses Antragsstaus forderte Gule Iletmis, Geschäftsführerin des Dachverbandes der Ausländer-Kulturvereine in Bremen (DAB) und selbst 1995 nach zweijähriger Wartezeit eingebürgert, eine Sonderegelung für „Altfälle“. „Wer 15 Jahre hier lebt und auch sonst alle Voraussetzungen erfüllt, sollte unbürokratisch sofort Deutscher werden können“, sagte Iletmis. zott
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