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Nostalgie im Kalauerstreß

■ Mäßig komische „Fred Correga-Story“ in den Kammerspielen

Als schmierige Mafiosi, bei genauerer Betrachtung durchaus Züge italienisch designter Frankenstein-Monster freigebend, stürmt die Correga-Familie die Bühne. Enthusiastisch werden die wohlriechenden Gäste begrüßt, jeder einzelne mit Liebe und persönlich. „Ciao Luigi! Paulino! Ah, die Ricardos!“ Wer kann schon im Publikum sitzen, wenn die Correga-Familie feiert? Logisch, die Familie. Auswärtigen Mitgliedern wird das Hotel von Onkel Toni empfohlen.

Papa Fred wird achtzig, und seine drei verkommenen Söhne wollen ihn ehren. Und da Giovanni mit bürgerlichem Namen Ulrich Tukur heißt, geschieht das am besten mit vergilbten und aufgeputzten Liedern aus der guten alten Zeit. Giacomo alias Ulrich Mayer greift zur Gitarre, Giuseppe Günter Märtens lehnt sich an den Kontrabaß, Papa Robby Schuster streichelt stetig das Schlagzeug, und Tukur selbst wechselt galant vom Piano zur Heimorgel zum Akkordeon.

„Das hat Swing, das ist Tanzmusik“, summen Tukur und seine Rhythmusboys. Das stimmt. Zumindest für alle über 70, die das Leben zu genießen wissen, und alle unter 70, die gewollt oder ungewollt mal in den großen Nostalgietopf gestürzt sind. Zu Tanzmusik aber, das liegt in der Natur der Sache und ist die Krux des Abends, sollte man tanzen. Ein 50er-Jahre -Schlager ist nie großartig, kann aber sehr wohl nett sein, wenn die Hüfte kreist und der rosa Mund am Cocktail nippt. In Theaterschiffsitzen ist das schwierig. An einem Ort wie dem Tivoli oder, noch schöner, dem Alsterpavillon könnte die Fußspitze gelöster wippen.

Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit wird durch Aktionismus auf der Bühne kompensiert. Ist die Italien-Klischeehäufung am Anfang noch unterhaltsam und das rasante Tempo der kleinen Revue durchaus mitreißend, scheint sich später grober Kalauerstreß durchzusetzen. Nun ist schon klar, daß „die feine sizilianische Art nicht die englische ist“ - einen hessisch kabarettistisch kommentierten Diavortrag hätte Regisseur Ulrich Waller dem Publikum trotzdem nicht unbedingt zumuten müssen. Die nächste Familienfeier sei eine Hochzeit, versprachen die Corregas, und vielleicht gibt's da zumindest eine Karaffe Rosé.

Christiane Kühl

bis Samstag, 20 Uhr

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