: Albaner prangern Krieg an
■ USA gegen schnellen Entscheid zu Nato-Einsatz im Kosovo. EU stockt Gelder auf
Genf/Priština (AFP/AP) – Die Führung der Kosovo-Albaner hat der Belgrader Regierung gestern vorgeworfen, einen Krieg gegen die Albaner in der serbischen Provinz entfesselt zu haben. Wie ein Funktionär der Demokratischen Liga für den Kosovo mitteilte, wurden seit Beginn der serbischen Offensive vor einer Woche über 50 Albaner getötet, rund 200 werden vermißt. Vier Dörfer im Westen der Provinz seien vollständig zerstört worden, acht teilweise und 16 seien von der Bevölkerung verlassen worden, sagte Osman Cacaj.
UN-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson warf der internationalen Gemeinschaft angesichts der schweren Kämpfe im Kosovo und der Vertreibung Tausender Bewohner Versagen vor. Die Gefahr einer Eskalation sei bekannt gewesen, doch die Welt habe nicht gehandelt, sagte sie gestern in Genf.
Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums sagte in Washington, die USA seien über die drohende Eskalation im Kosovo beunruhigt, vor allem, falls Einheiten der serbischen Armee an den Angriffen beteiligt sein sollten. Dies könne wegen der Weigerung der serbischen Behörden, internationale Beobachter in die Provinz zu lassen, nicht überprüft werden. Eine Entscheidung über einen Einsatz der Nato in der Krise sei noch nicht getroffen und werde auch vorerst nicht fallen. Rußland warnte die Nato vor einer Intervention. Dazu sei die Zustimmung des UN-Sicherheitsrates und Jugoslawiens nötig, sagte der Sprecher von Präsident Boris Jelzin.
Unterdessen kündigte die Europäische Union (EU) die Erhöhung ihrer Hilfe für die Kosovo-Albaner an. Das Paket von 2,2 Millionen Dollar werde möglicherweise um das Doppelte aufgestockt, sagte EU-Sprecher Pietro Petrucci. Das Geld soll vor allem der albanischen Regierung für die Unterbringung der Flüchtlinge zugute kommen. Als Reaktion auf das gewaltsame Vorgehen der Serben erwägt die EU außerdem weitere Sanktionen gegen Belgrad. Bericht Seite 10
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