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„Wünsche Ihnen einen schwulen Sohn“

Bürgerschaft debattiert erstmals zum CSD. Fahne ab heute auf Behördendach  ■ Von Silke Mertins

Erstmals zeigen in Hamburg Regierungsmitglieder Flagge: Gestern überreichten die VeranstalterInnen des diesjährigen schwulesbischen Festes Christopher-Street-Day (CSD) der Zweiten Bürgermeisterin Krista Sager (GAL) im Rathausfoyer die Regenbogenfahne – das Symbol der Homo-Bewegung. Die für Gleichstellung zuständige Grüne will damit heute ihre Behörde an der Hamburger Straße beflaggen. Das sei „ein Zeichen gegen jene, die den Untergang des Abendlandes wittern, wenn Lesben und Schwule auf die Straße gehen“.

Eigentlich sollte nach dem Willen der GAL auch auf dem Rathaus die Regenbogenfahne wehen. Doch für eine rechtzeitige Änderung der „Flaggenordnung“ haben sich letztlich weder Rote noch Grüne eingesetzt. Schwuso Lutz Kretschmann hat in seiner politischen Arbeit „andere Prioritäten“ gesetzt, zumal auf den Residenzen der SPD, etwa dem Kurt-Schumacher-Haus, ohnehin die bunte Fahne wehe. Der Grüne Farid Müller bescheidet sich indes mit Bedauern. Es sei unheimlich schade, daß die SPD „sich nicht dazu durchringen konnte, den Beflaggungsanträgen der GAL zuzustimmen“.

Eine Rathaus-Beflaggung wäre auch deshalb angemessen gewesen, weil Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) Schirmherr des CSD '98 ist. Allerdings hat er diese Zusage von seinem Vorgänger Henning Voscherau (SPD) geerbt, der sich im Bürgerschaftswahlkampf 1997 für Hamburgs 200.000 Homos stark gemacht hatte und auch auf dem Straßenfest aufgetaucht war. Runde hingegen kann aus „terminlichen“ Gründen nicht kommen.

Immerhin war der CSD gestern erstmals Thema in der Bürgerschaft. Die prominentesten heimlichen Homos hatten zwar den Plenarsaal verlassen, doch Schwuso Lutz Kretschmann ließ sich nicht nehmen, zu sagen: „Ich möchte Ihnen Mut machen, sich zum Lesbisch und Schwulsein zu bekennen, denn Sie fühlen sich danach besser, der Rücken wird gerader.“ CDUler Dietrich Wersich hob hervor, daß die strafrechtliche Diskriminierung von Homos unter der christliberalen Regierung abgeschafft wurde. Seine Partei sei schon ziemlich klasse.

Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Krista Sager (GAL) ist da anderer Meinung und las Wersich die Reaktionen der CDU auf den SPD-Bundesratsantrag für die Homo-Ehe vor. „Die Nordländer betreiben einen Anschlag auf Ehe und Familie“, hieße es dort. Als Farid Müller redete, war es mit der Liberalität der CDU denn auch vorbei. Hardliner Karl-Heinz Ehlers brachte zwischenrufend zum Ausdruck, daß man Gleichstellungsforderungen auch übertreiben könne. Müller darauf: „Herr Ehlers, ich wünsche Ihnen einen schwulen Sohn.“ Ehlers (verheiratet, einen Sohn in Teeniealter) fand das gar nicht lustig.

Alles über den CSD: Am Samstag in der taz hamburg

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