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■ StandbildKreisliganiveau

„Das Finale“, Dienstag, 20.15 Uhr, Pro7

Es heißt, der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Doch Sigi Rothemunds „Thriller“ über ein fiktives Fußball-Pokalendspiel zwischen Rostock und Hertha im Olympiastadion funktioniert streng nach Schema F. Ein Gangster, Typ Superhirn, stürmt während des Spiels die Stadionkasse und erbeutet mit seinen chargierenden Spießgesellen ein für diesen Aufwand vergleichsweise kleines Geld. Der Überfall war auch nur als Ablenkung gedacht, um während einer Massenpanik einen millionenschweren Geldkoffer zu bergen, den der Gangster bei einem gescheiterten Coup im Jahr zuvor in den Stadionkatakomben zurücklassen mußte.

Es ist nicht nur die konstruierte Story, die wie bei Pro7-Eigenproduktionen üblich in papierenen, wortlastigen Dialogen entwickelt wird, die diesen Film abstoßend macht. Lieblos hingerotzte Details wie etwa die stumpfen Chargen in der Sicherheitszentrale und der gnadenlos untalentierte TV-Reporter ersticken jede Atmosphäre im Keim. Während der dramaturgisch plumpen Walkie-talkie- Gespräche zwischen dem Sicherheits- und dem Polizeichef zeigt auch die Kamera kaum Sensibilität für die spezielle Lokalität des Stadions. Die Stimmung in der Fußballarena – immerhin während eines Pokalendspiels – ist sehr stümperhaft eingefangen. Allein der von einem Scharfschützen auf dem Spielfeld zerschossene Fußball hat einen gewissen Reiz. Die visuelle Verbindung zwischen den Bildern des Stadions und der Filmhandlung überzeugt aber sonst nicht.

Fade wirkt der Film vor allem, weil fast alle Figuren lieblos und unkonturiert gezeichnet sind. Uninspiriertes Gestikulieren, pathetisches Aufbrausen, klischeehafte Reaktionen: keine Typen. Einziger Lichtblick in diesem Trauerspiel ist Christoph Waltz, dessen Spontanität und Genialität nicht einmal solch ein unerschrocken Meterware herunterkurbelnder Sigi Rothemund (seine Peinlichkeiten im Fernsehen sind ungezählt) etwas anhaben kann. Wenn Christoph Waltz bei einem der beiden (sich gegenseitig neutralisierenden) Showdowns dem blassen Francis Fulton-Smith gegenübersteht und über dessen ebenso blasse Freundin sagt: „Sie kann ,zynisch‘ sagen, ohne sich auf die Zunge zu beißen“, so ist dies einer der wenigen guten Momente. Ansonsten hat „Das Finale“ weniger Spannung als jede Kreisligabegegnung. Manfred Riepe

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