: Atommüll beschlagnahmt
■ Greenpeace brachte radioaktive Proben aus Sellafield nach Hamburg
Radioaktives Material aus der Umgebung der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield wird jetzt von der Hamburger Umweltbehörde analysiert. Greenpeace hatte die Proben gestern vormittag mit dem Schiff „Beluga“ nach Hamburg gebracht. Von hier aus sollte das Material eigentlich zur Analyse in ein Umweltlabor nach Bremen gebracht werden. Das Hamburger Amt für Arbeitsschutz in der Gesundheitsbehörde untersagte aber den Transport und verfügte die Untersuchung in einem Hamburger Labor.
Die Gesundheitsbehörde begründete den Schritt damit, daß es sich bei den Proben um strahlendes Material handele. „Eine unnötige Strahlenbelastung soll vermieden und die Gefahr der Kontamination von Menschen und Umwelt soll verhindert werden“, sagte Behördensprecher Stefan Marks. Greenpeace-Experte Rüdiger Rosenthal war damit nicht unzufrieden: „Damit bestätigt höchst wahrscheinlich eine amtliche Stelle unsere Einschätzung, daß es sich um Atommüll handelt.“
Die Umweltorganisation hatte in den vergangenen sechs Wochen in der Umgebung der nordwestenglischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield Proben genommen. Nahe der Pipeline, über die radioaktive Abwässer in die Irische See gelangen, hatten bisherige Analysen einen Plutonium-Gehalt von mehr als 60.000 Becquerel pro Kilogramm Sediment ergeben. „Im Meer vor Sellafield strahlt es wie nach einem Atombombentest“, sagte Kühn. Über die Nahrungskette gelangten die radioaktiven Partikel wieder zurück zum Menschen.
Die atomare Verseuchung der Irischen See gehe auch die Deutschen etwas an, sagte Meeresbiologe Christian Bussau. Deutsche Atomkraftwerke, darunter auch die HEW-Reaktoren in Brokdorf und Krümmel, sind die zweitwichtigsten Kunden der Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield. Zudem kämen mit den Meeresströmungen die radioaktiv belasteten Abwässer auch an die deutsche Nordseeküste zurück. Bussau forderte, dem „Skandal der Atommüllverschiebung“ von Deutschland nach Großbritannien schnellstens ein Ende zu setzen. dpa
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