: Die Wacht am Rhein oder Die wehrhafte Demokratie macht mobil
■ Nach der Hooligan-Randale in Lens wird hierzulande über neue innenpolitische Rezepturen nachgedacht
Berlin (taz/AFP) – Die schweren Ausschreitungen deutscher Hooligans drücken der WM in Frankreich und der innenpolitischen Diskussion in Deutschland ihren Stempel auf. 1.040 zusätzliche Grenzbeamte halten heute Wacht am Rhein, um vor dem Spiel Deutschland–Iran potentielle Gewalttäter an der Einreise zu hindern. Bundesjustizminister Edzard Schmidt-Jortzig (FDP) nutzte die Gunst der Stunde und plädierte im Bundestag dafür, auch in Deutschland Täter nach französischem Vorbild öfter im Schnellverfahren zu verurteilen. Den Vorschlag des Präsidenten des Deutschen Sportbundes, mögliche Gewalttäter in „Vorsorgehaft“ zu nehmen, verwarf Schmidt-Jortzig allerdings. Nach keinem Recht in Europa sei das allein auf Verdacht möglich oder weil einer mit einer Bomberjacke anreise.
Auch Bundestrainer Berti Vogts meldete sich zu Wort. In mehreren Interviews erregte er sich darüber, daß Rechtsanwälte die Gewalttäter von Lens verteidigen, und beschimpfte sie als „Rechtsverdreher“. Der Sportsoziologe Gunter A. Pilz forderte den DFB auf, Berti Vogts abzumahnen, da er mit diesen antidemokratischen Äußerungen den Rechtsradikalen nach dem Mund rede. Der innenpolitische Sprecher der bayerischen SPD-Landtagsfraktion, Thomas Jung, hingegen ergriff die Gelegenheit, ein bißchen Wahlkampf zu machen. Ein „ungeheuerlicher Vorgang“ sei es, daß die Unterzeichnung der Anti-Hooligan-Charta vor dreizehn Jahren am Widerstand Bayerns gescheitert sei. Da sehe man wieder einmal, was der CSU die Innere Sicherheit tatsächlich wert sei. espi Berichte Seite 7
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