: Frauenparkplätze schon morgens weg
■ Kripo ermittelt wegen Vergewaltigung: Frau soll am Flughafen auf Mitarbeiterparkplatz vergewaltigt worden sein / Parkwächter: Frauenparkplätze sind schon morgens weg
Am Mittwoch Abend soll auf dem Bremer Flughafen gegen 20 Uhr eine 32jährige Frau vergewaltigt worden sein. Die Angestellte einer Fluggesellschaft wollte zu ihrem Auto, das auf dem Parkdeck für Mitarbeiter, P II, stand. Dabei – so ihre Aussage – wurde sie von einem maskierten Mann mit weißen Turnschuhen überfallen und mehrfach vergewaltigt. Fünf Zeugen haben sich bislang bei der Polizei gemeldet. Sie haben angegeben, zur gleichen Zeit auf dem Parkdeck gewesen zu sein. Gesehen hätten sie jedoch nichts. Es gebe „noch Ungereimtheiten“ so ein Polizeisprecher, die Ermittlungen dauerten an.
Die taz hat den Vorfall zum Anlaß genommen und die Probe aufs Exempel gemacht. Gibt es Frauenparkplätze auf dem Bremer Flughafen? Wie werden sie überwacht und vor allem, kann frau sich vor dem Flug informieren? Anruf bei der Fluggastinformation: „Guten Tag, mein Flug geht heute abend, können Sie mir bitte sagen, ob sie Frauenparkplätze haben und wo die liegen?“ „Parkhaus 1.“ „Wo ist bitte das Parkhaus 1?“ „Einen Moment bitte, ich stelle Sie durch zum Parkwächter.“ Es knackt in der Leitung. Der Parkwärter meldet sich. „Guten Tag, können Sie mir sagen, wo die Frauenparkplätze sind?“ „Im Parkhaus 1, im Erdgeschoß. Wann wollen Sie kommen?“ „Mein Flug geht heute Abend.“ „Abends?“ fragt der Parkwächter hörbar erstaunt zurück. „Da haben sie null Chance. Die sind morgens schon meistens weg.“ „Wieviele Parkplätze gibt es denn?“ „Zehn, glaube ich.“ „Werden die Frauenparkplätze überwacht?“ Ja, aber die Kamera schwenkt alle zehn Sekunden um.“ „Die Kameras sind also nicht immer auf die Frauenparkplätze gerichtet?“ „Nein, nicht die ganze Zeit. Sie schwenken um auf die Aus- und Einfahrten, für den Fall, daß sich eine Karte verklemmt.“ „Gibt es noch andere Parkplätze, die überwacht werden und auf denen ich mein Auto abstellen kann? „Ja, welche weiß ich nicht, fragen Sie die Geschäftsleitung.“
Die Dame in der Geschäftsleitung erkundigt sich beim Sicherheitsdienst. 20 bis 30 Frauenparkplätze gebe es auf dem Bremer Flughafengelände, sagt sie. „Aber so genau weiß ich das auch nicht.“ „Gibt es noch andere Parkplätze, die überwacht werden?“ „Ja, aber so genau kann ich Ihnen das auch nicht sagen. Ich stell' Sie mal zum Parkwächter durch.“ Kurz darauf ist der Parkwächter wieder am Apparat. „Wieviele Frauenparkplätze gibt es denn nun?“ „Zehn oder zwölf“, antwortet der freundliche Herr. „Aber wie gesagt, die sind morgens schon alle weg.“ Die Pressestelle des Flughafens gibt bis zum Redaktionsschluß keine Stellungnahme ab. Die Frage, wieviele Frauenparkplätze und Ausweichmöglichkeiten es gibt, bleibt also auch auf offiziellem Wege ungeklärt. Wieviele Frauenparkplätze es in Bremen insgesamt gibt, weiß man auch in der Gleichstellungsstelle nicht.
Fest steht dagegen die Zahl der angezeigten Vergewaltigungen für das Jahr 1997. Sie ist in Bremen um fast 40,7 Prozent gestiegen. Während 1996 108 Fälle angezeigt wurden, waren es 1997 152. Aber, wie sagte Kripo-Chef Mordhorst in einem taz-Interview 1994: Die Vergewaltigungen in Parkhäusern tendierten „gegen Null.“
Kerstin Schneider
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