Blaue Flecken vom Gassigehen

■ Zwei Bremer Hundebesitzerinnen wegen Handgemenge vor Gericht

Kratzspuren an Kinn und Rücken und ein verstauchter Ringfinger waren die Folgen eines gemütlichen Lesenachmittags in den Neustädter Grünanlagen vor gut einem Jahr. Gestern fand er seinen Abschluß vor dem Bremer Amtsgericht.

Nichtsahnend lag eine Neustädterin im Juni 1997 dösend unter einem Baum. „Plötzlich merkte ich, wie es ganz feucht wurde, öffnete die Augen und sah einen braunen Mischlingshund, der gerade neben mir sein Geschäft verrichtet hatte“, sagte die Frau gestern vor dem Bremer Amtsgericht. Sie habe dann versucht, den Hund, zu dem sich nach kurzer Zeit ein weiterer gesellte, um dort ebenfalls sein Revier zu markieren, mit ihrer Hundeleine zu verscheuchen. Das Frauchen des Mischlingshundes forderte sie daraufhin energisch auf, sofort ihren Hund in Ruhe zu lassen. Danach ergab ein Wort das andere, die beiden Frauen gingen aufeinander los.

Gestern trafen sie sich vor dem Kadi wieder. Das Frauchen des Mischlingshundes klagte und forderte von der naßgemachten Frau 200 Mark Schmerzensgeld. Sie sei mit einer Leine geschlagen worden und habe blaue Flecken und Kratzer am Kinn, Hals und Rücken davongetragen. Die vom Hund Gepeinigte klagte über einen verstauchten Ringfinger als Folge des Handgemenges. Beide blieben dabei: Jede fühlte sich als Opfer, keine habe den Streit begonnen.

Nach der Ermahnung der Richterin, eine der Frauen müsse die Unwahrheit sagen, und einer beratenden Raucherpause einigten sich beide auf einen Vorschlag des hohen Gerichts: Die Hundehalterin zog ihre Anzeige zurück, die Gepeinigte verzichtet ebenfalls auf jeden weiteren Anspruch. Das Verfahren wurde damit eingestellt. sk