■ Mit Nebenkosten auf du und du: Teurer Dreck in der Luft
Berlin (taz) – Wie groß sind eigentlich die Schäden, die durch die Energieerzeugung entstehen? Das EU-Forschungsprojekt ExternE hat es konkret herausgefunden. Ihr Resümee: Die Stromherstellung aus Braun- und Steinkohle verursacht hundertmal höhere Schäden als die Energiegewinnung aus Wind- und Sonnenkraft. Europaweit beträgt der Schaden rund 400 Milliarden Mark.
Dabei entstehen die meisten Schäden nicht durch die klassischen Luftschadstoffe Ozon oder Stickoxide. Neben den Auswirkungen von CO2-Emissionen auf das globale Klima haben die Wissenschaftler vor allem Feinstäube als teure Krankmacher ausgemacht.
Diese schwebenden Kleinstpartikel werden bei der Verbrennung fossiler Energieträger zum Teil direkt als Staub emittiert. „Daneben bilden sie sich durch die Umwandlung von Schwefeldioxid und Stickoxid“, erklärt ExternE-Koordinator Rainer Friedrich vom Institut für Energiewirtschaft an der Uni Stuttgart. Solche Aerosole können Atemwegsbeschwerden verursachen und Asthma verstärken. Daher schneiden vor allem die Kohlekraftwerke schlecht ab.
Insgesamt zeigt sich bei den fossilen Energieträgern, daß die Schäden höher sein können als die betriebswirtschaftlichen Kosten der Stromerzeugung. Die Kernenergie schneidet dagegen deutlich besser ab – obwohl alle Schäden durch radioaktive Strahlung von der Uranerzgewinnung bis zur Endlagerung berücksichtigt wurden. Als wichtigsten Strahlungsemittenten im Normalbetrieb haben die Forscher die Abraumhalden der Urangewinnung ausgemacht. Die möglichen Auswirkungen eines Atomunglücks – die Forscher rechnen unter anderem mit 30.000 bis 50.000 Krebstoten im Verlauf von 200 Jahren – schlagen dagegen kaum zu Buche: Durch eine geringe Eintrittswahrscheinlichkeit fällt die mögliche Katastrophe nicht ins Gewicht.
Bei Photovoltaikanlagen und Windkraftparks treten die höchsten Umweltschäden bei der Herstellung der Anlagen auf. Schäden durch den Betrieb sind mit Ausnahme des Lärms eines Windkraftparks praktisch nicht vorhanden.
Um die Folgen der Emissionen zu „monetarisieren“, haben die Forscher zunächst Sachschäden erhoben. Krankheiten und die Zerstörung der Umwelt haben sie erfaßt, indem sie Mietminderungen, die Fahrtkosten zum nächsten Erholungsgebiet oder Lohndifferenzen an Arbeitsplätzen mit einer unterschiedlichen Umweltqualität errechnet haben. mfn
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