: Wagnerdämmerung
Der Hamburger Verlag Hoffmann und Campe liegt im Clinch mit den Nachfahren Richard Wagners. Inszeniert wurde die Aufführung vor dem Hamburger Landgericht von den Urenkeln des Komponisten Nike, Daphne und Wolf Siegfried Wagner. Per einstweiliger Verfügung und Unterlassunganträgen wollen sie verhindern, daß ein Buch über ihre kürzlich verstorbene Mutter Gertrud veröffentlicht wird. Sie habe ihre Kinder darum gebeten, da das Werk Personen in den Schmutz ziehe. Das kann Hoffmann und Campe gar nicht verstehen und behauptet: Gertrud Wagner habe sich vor ihrem Tod zustimmend zum Manuskript geäußert, erst das juristische Theater ihrer Kinder habe die arme Frau in Verzweiflung gestürzt. Außerdem habe Urenkelin Nike in einem Telefonat mit dem Verlag nur das Erscheinungsdatum bemängelt, da sie offenbar befürchtete, das Erscheinen im Juli könne dem Verkauf ihres eigenen Buches schaden.
In Renate Schostacks 447-Seiten–Wälzer wird Gertrud Wagner als verkannte Künstlerin dargestellt. Die ehemalige Tänzerin war mit Wieland Wagner, dem Wiederbegründer der Bayreuther Festspiele, verheiratet. Sie soll wesentlichen Einfluß auf seine Inszenierungen gehabt haben. Außerdem werden die zahlreichen Affären ihres Mannes dargestellt. Wielands Geliebte aber, die Sopranistin Anja Silja will keine Einzelheiten gedruckt sehen. Trotzdem, wir wollen einen Nachschlag: Wie wäre es mit 1000 Folgen „Gute Wagners – schlechte Wagners“?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen