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Plädoyer für den UN-Sicherheitsrat

■ Bundesaußenminister Kinkel will UNO zur Lösung des Konfliktes im Kosovo einschalten. Nato-Rat berät über Militäroptionen. UNO-Friedenstruppe in Makedonien wird aufgestockt

Bonn/New York (AFP/rtz/taz) Bundesaußenminister Klaus Kinkel hat sich angesichts der Eskalation der bewaffneten Auseinandersetzungen in der Provinz Kosovo für die Einschaltung des UN- Sicherheitsrates ausgesprochen. Kinkel erklärte gestern, an Zwangsmaßnahmen nach Kapitel VII der UN-Charta führe letztlich kein Weg vorbei. Zugleich appellierte er an die Führung in Belgrad und die politischen und bewaffneten Gruppierungen der Kosovo- Albaner, den Weg zu einer vereinbarten und abgesicherten Einstellung der Kämpfe einzuschlagen.

Demgegenüber sprach sich Helmut Lippelt von Bündnis 90/ Die Grünen gegen eine militärische Intervention im Kosovo aus. Der Bundestagsabgeordnete erklärte, er halte Nato-Pläne für ein Eingreifen im Kosovo für „völligen Unsinn“. Ein solcher Schritt drohe die bestehende Radikalisierung sowohl der Kosovo-Albaner wie auch nationalistischer Kräfte in Makedonien und Belgrad weiter zu verschärfen. Statt dessen sprach sich Lippelt für eine Intensivierung der diplomatischen Bemühungen und eine Stärkung der Rolle der OSZE aus.

Unterdessen setzte die Nato ihre militärischen Planungen im Kosovo-Konflikt fort. Der Nato- Rat beriet gestern in Brüssel erneut über vier verschiedene Optionen der Allianz. Dazu gehört auch ein Großeinsatz von Bodentruppen. Nach Angaben aus Nato- Kreisen wären zur Erzwingung des Friedens zwischen 50.000 und 70.000 Soldaten nötig. Dieses Szenario gilt in Nato-Kreisen aber als unrealistisch.

Eine weitere Möglichkeit wäre eine Trennung der serbischen Sicherheitskräfte und der albanischen Unabhängigkeitskämpfer nach einem Friedensvertrag. Dafür wären etwa 20.000 Nato-Soldaten nötig. Die weiteren Optionen sehen eine Abriegelung der Grenze von Albanien zum Kosovo mit etwa 7.000 Mann sowie Luftangriffe gegen ausgewählte serbische Militärziele vor. Bereits am Dienstag hatte der UNO-Sicherheitsrat angesichts der Lage im Kosovo die Aufstockung der UNO-Friedenstruppe in Makedonien beschlossen. Der Sicherheitsrat stimmte dafür, die Truppe auf 1.050 Mann zu verstärken. Ihr Mandat wurde bis zum 28. Februar 1999 verlängert. Debatte Seite 10

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