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Die Tour schlägt zurück

■ Die Repräsentanten der Tour de France haben einen Schuldigen für ihre Probleme entdeckt und verkünden einen partiellen Presseboykott

Berlin (taz/dpa) – „Was denn, mehr nicht?“, so kolportiert die spanische Zeitung El Pais, habe ein Radprofi den Repräsentanten seines Teams gefragt, als dieser vom „Tour-Gipfel“ mit Fahrern (je einer pro Mannschaft), Teamchefs, Organisatoren und Vertretern des internationalen Radsportverbandes (UCI) zurückkehrte und über die Ergebnisse der Krisensitzung berichtete. Wesentlichster Beschluß war, daß die Fahrer und alle anderen Angehörigen der Mannschaften fortan der Presse gegenüber nur noch Fragen zum Sport beantworten. Der Rest bestand mehr oder weniger aus Lippenbekenntnissen. Eine bessere Zusammenarbeit zwischen Profis und Verband in Sachen Doping solle es geben, und am Ende des Jahres werde ein „Runder Tisch“ eingerichtet, an dem man über Konsequenzen der affärenreichen Tour 1998 beraten will. „Jetzt nehmen wir die Sache selbst in die Hand“, sagte Bjarne Riis, der letzten Freitag am eifrigsten bemüht war, den von Laurent Jalabert angezettelten Fahrerstreik zu beenden. UCI-Vizepräsident Daniel Baal forderte ungeniert: „Jetzt muß der Sport wieder im Vordergrund stehen.“

Dies alles zu einem Zeitpunkt, da das niederländische TVM- Team, in dessen Hotel verbotene Medikamente sichergestellt wurden, vor dem Ausschluß bei der Tour de France steht, und der Schweizer Alex Zülle von der bereits suspendierten Festina-Mannschaft munter aus seinem Dopingdasein plaudert. Wie seine Kollegen Meier, Moreau, Brochard und Dufaux hatte Zülle den Gebrauch des künstlichen Hormons EPO zugegeben. In einem Fernsehinterview entschuldigte er sich nun. „Es tut mir leid für meine Fans, die ich enttäuscht habe, vor allem wegen der Lügen“, sagte der Profi, der als Mitfavorit in die Tour gegangen war, gab aber an, die Einnahme der verbotenen Mittel sei sein eigener Entscheid gewesen.

Derweil ist Tour-Direktor Jean- Marie Leblanc gemeinsam mit den Fahrern bestrebt, den Schwarzen Peter den Medien zuzuschieben, und verweist darauf, daß das Publikumsinteresse fast ungebrochen sei. „Wir wollen die Tour, die Fahrer wollen die Tour und die Zuschauer, denen wir schuldig sind, daß es weitergeht. Auch wenn das Intellektuelle in Paris vielleicht nicht verstehen“, sagte Leblanc, ein deutlicher Seitenhieb auf die Zeitung Le Monde, die der Tour empfahl, Schluß zu machen und vor Paris abzubiegen. Hilfestellung erhielt der Tour-Machthaber sogar von Marie-George Buffet, welche die ganze Sache mit der Festina- Ermittlung erst ins Rollen brachte. „Die Tour ist schwer krank, aber man kann sie nicht sterben lassen“, plädierte die Sportministerin für eine Weiterführung des Rennens.

Drastischer als Leblanc äußerte sich mancher Radprofi, zum Beispiel der Berliner Tour-Neuling Jens Voigt. „Ihr macht einen beschissenen Job“, ließ er Journalisten wissen. Die Fahrer hatte besonders ein Fernseh-Beitrag des französischen Senders Antenne 2 aufgebracht, in dem gezeigt wurde, wie Mülleimer im Mannschaftshotel der italienischen Asics-Equipe durchwühlt und leere Schachteln verbotener Medikamente entdeckt wurden. Der Film soll teilweise fingiert gewesen sein. Bjarne Riis berichtete, daß vor seinem Fenster die ganze Nacht eine Fernsehkamera aufgebaut war, um ihn bei einer illegalen Handlung zu ertappen.

Jury-Präsident Martin Bruin (Niederlande) gestand zwar gnädig weiterhin bei der Tour „Pressefreiheit“ zu, vermißte aber „eine Balance zwischen Doping- und Sportberichterstattung“. Ach ja: Tatsächlich wurde auch Rad gefahren. Die 14. Etappe gewann gestern der Australier Stuart O'Grady. Matti

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