: Senat zieht am Alex die Notbremse
■ Nachdem sich mehrere Investoren von den Hochhausplänen verabschiedet haben, legt Bausenator Klemann einen Teil der Bebauungsplanung am Alexanderplatz auf Eis. Grüne wollen die gesamte Planung Hans Kollhof
Aus dem Hochhausgewitter wird ein laues Lüftchen: Nachdem sich bereits zahlreiche Investoren von den Hochhausplänen des Architekten Hans Kollhoff am Alexanderplatz verabschiedet haben, zieht Bausenator Jürgen Klemann (CDU) nun die Notbremse. Um wenigstens die Bebauung im engeren Alexanderplatzbereich um das Forum-Hotel voranzutreiben, soll das Bebauungsplanverfahren aufgeteilt werden. Der äußere Bereich westlich der Karl-Liebknecht-Straße und südlich der Mollstraße soll demnach aus der Planung genommen und auf Eis gelegt werden. Dieser Teilungsbeschluß des Bausenators wurde dem Abgeordnetenhaus mitgeteilt und soll dort demnächst beschlossen werden.
Mit der Teilung fällt die „Manhattan-Sykline“ um wie eine Reihe Dominosteine. Nur noch sechs der ursprünglich elf geplanten Türme des Architekten Hans Kollhoff würden dann noch von der Bebauungsplanung betroffen sein. Und selbst deren Realisierung steht in den Sternen. So hat der Kaufhof- Konzern bereits angekündigt, auf den Bau eines Hochhauses zu verzichten. Für die Bündnisgrünen macht die Aufteilung die vom Senat 1994 beschlossene Kollhoff- Planung deshalb „zur Karikatur“. Nun solle der Senat so konsequent sein und das gesamte Vorhaben kippen, forderte gestern die Abgeordnete Rita Keil. Ein entsprechender Antrag sei ins Parlament eingereicht worden.
Aus der Bauverwaltung wurde die Forderung der Bündnisgrünen allerdings zurückgewiesen. Die Teilung der Bebauungspläne ermögliche es erst, die Bebauung im engeren Bereich des Alexanderplatzes zu realisieren, sagte Klemanns Sprecherin Kerstin Appelshäuser. Außerdem, so Appelshäuser, sei die Realisierung der Kollhoff-Entwurfs „ohnehin über einen Zeitraum bis zum Jahre 2010 plus x“ anvisiert.
Gleichwohl ist die Aufteilung der Planung auch eine Reaktion auf die unterschiedlichen Interessen der Investoren. Während Gruner & Jahr und die TLG Hochhausplänen bereits eine Absage erteilt haben, ist es vor allem die „Trigon-Gruppe“, die sich massiv für eine Beschleunigung der Planung eingesetzt hat. An der Stelle des Forum-Hotels sowie rechts und links daneben will Trigon baldmöglichst drei Türme in den Himmel wachsen lassen. Ein weiteres Hochhaus plant die texanische Hines-Gruppe gegenüber dem „Haus des Lehrers“ auf der Nordost-Seite des Platzes.
Für die grüne Abgeordnete Keil ist die Bebauung des Alexanderplatzes als Torso allerdings nicht hinnehmbar. Sie will den Alex nun „aus dem Bestand heraus entwickeln“ und vor allem für eine belebte Nutzung des Platzes sorgen. Gemeinsam mit der Bürgerinitiative Alexanderplatz solle deshalb ein Planungsbeirat eingesetzt werden. Nach Ansicht des BI-Sprechers Dirk Kaden sollten dabei auch die Stimmen der Anwohner gehört werden, die sich wiederholt gegen die Hochhauspläne ausgesprochen hatten. Uwe Rada
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen