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Unglaublicher Geldsegen

■ Mittel deutscher Forschungseinrichtungen steigen angeblich – doch Jubel bleibt aus

Berlin (taz) – Normalerweise ist es ein Elend für Jürgen Rüttgers und sein „Zukunftsministerium“. Wenn Forschungsinstitute über Etatkürzungen jammern und SPD-Kanzlerkandidat Schröder die „moderne Innovationsgesellschaft“ verkündet, bleibt fürs Bonner Forschungsressort meist bloß die Rolle des alles bremsenden Sparmanagers übrig.

Gestern kam ausnahmsweise mal eine Nachricht, die sich gut las: Das Statistische Bundesamt teilte mit, daß die Ausgaben der öffentlichen und öffentlich geförderten Einrichtungen von 1992 bis 1996 um 15 Prozent gestiegen seien. Besonders stark zugenommen hätten vor allem die Ausgaben für Forschungen in den Spitzentechnologien wie die Informations-, Bio- oder Werkstofftechnologie.

Wer mehr ausgibt, muß auch mehr zur Verfügung haben, könnte man folgern. Die Forscher sehen das jedoch anders. Zwar werde etwas mehr Geld ausgegeben, sagt Beatrix Vierkorn-Rudolf von der Wissenschaftsgemeinschaft Blaue Liste, einem Zusammenschluß aus 82 Instituten. Aber dieses Geld fließe „weitgehend“ in Neubauten in Ostdeutschland. „Einen überproportionalen Zuwachs bei den Spitzentechnologien können wir nicht bestätigen.“ Ein Sprecher der Max-Planck-Gesellschaft verweist darauf, daß die Forschungsausgaben in Deutschland gemessen am Bruttoinlandsprodukt eindeutig gesunken seien. Zudem gelte die Wachstums-Statistik für 1996. Doch 1997/98 seien die Zuschüsse des Bundes für die Max-Planck-Institute statt um die erhofften fünf Prozent nur um 3,9 Prozent gestiegen. Bruno Zimmermann, Direktoriumsmitglied bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, wendet ein, daß die Steigerung ja nur die außeruniversitäre Forschung betreffe: „Das Notleiden findet vor allem an den Universitäten statt, und die sind das Herz der Forschung.“

SPD-Schattenforschungsministerin Edelgard Bulmahn bemängelt, die Statistik verrate nicht, ob die Forscher Geld ausgeben, das sie nicht vom Staat, sondern von der Wirtschaft bekommen haben. Zudem seien die Ausgaben von 1995 bis 96 nur um 0,1 Prozent gewaschsen. „Das zeigt, daß die Probleme überhaupt nicht geringer geworden sind.“ Bündnis 90/Die Grünen meinen gar, daß Forschungsausgaben in den Spitzentechnologien Investitionen an der falschen Stelle seien. Deutschlands Stärke liege in höherwertigen Technologien wie Maschinenbau, Chemie- und Autoindustrie, sagt Volker Schütte, Referent der Bundestagsfraktion: „Diese Kernkompetenz sollte man stärken, statt in den Spitzentechnologien einer aussichtslosen Aufholjagd hinterherzulaufen.“ Georg Löwisch

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