: Kochinspirationen ohne Streßfaktor
Neben der Abozeitschrift Slow sind zahlreiche Bücher im Zeichen der Schnecke erschienen. Im Kochbuchverlag Droemer Knaur wurde mit der edition spangenberg sogar eine eigene Sparte eingerichtet, deren Slow- Food-Titel sich ausnahmslos durch eine besonders liebevolle Ausstattung hervorheben.
Hier hat man endlich begriffen, daß gute Kochbücher nicht mit aufwendig arrangierten Hochglanzfotos beeindrucken müssen.
Die neuen Kochbücher setzen keinen Küchenamateur unter Druck, sich mit einer komplizierten Optik intensiver zu beschäftigen als mit der Kocherei selbst. Statt womöglich Ewigkeiten an einem armen Dekomöhrchen herumzuschnitzen, kann man sich bei einem Glas Wein besser auf das Essen freuen. Nun endlich slow: Kein Streß beim Kochen.
Wird spärlicher illustriert, bleibt mehr Raum für detaillierte Erklärungen, für Warenkunde und Einkaufstips sowie allerlei nützliche Hinweise. Oder ein paar durchaus unterhaltende Sätze über Herkunft und Geschichte der Gerichte.
Ein wunderbares Beispiel ist die Sammlung Himmel und Erde, die mehr als dreihundert Rezepte aus der traditionellen Küche Deutschlands beinhaltet.
Hier erfahren wir nicht nur, wie der Westfalenklassiker „Blindes Huhn“, wie Saarländer „Dippehas“ oder „Bamberger Zwiebeltreter“ zubereitet werden.
Hinter den exotisch anmutenden Namen verbergen sich regionale Spezialitäten, hinter den Zwiebeltretern beispielsweise mit Fleischmasse gefüllte und im Ofen gebackene Zwiebeln. Naheliegend für ein traditionelles Zwiebelanbaugebiet.
„Als die Zwiebelernte noch nicht mit Maschinen erledigt werden konnte, mußten die Bauern vor der Ernte das Zwiebelkraut mit schierer Muskelkraft umtreten, womit sie sich den Spitznamen ,Zwiebeltreter‘ einhandelten. Ihnen ist diese Spezialität gewidmet.“
Diese Art Geschichtchen hat Herausgeberin Susanne Bunzel zusammengetragen, man blättert und schmökert gern in dem Buch herum.
Darüber hinaus werden die Rezepte Schritt für Schritt vorgetragen, gewissenhaft erklärt und mit genauen Mengenangaben versehen. Selbst wer bislang nur Kaffee gekocht hat, kann sich mit diesen Anleitungen an einen rheinischen Sauerbraten machen, an eine Finkenwerder Ewerscholle oder auch an festliche schlesische Mohnklöße.
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