■ Mit dem Hochwasser in Asien auf du und du: Flut drosselt Wirtschaft
Singapur (rtr) – Die Überschwemmungskatastrophen in Asien gefährden eine baldige wirtschaftliche Erholung der von Krisen geschüttelten Region. Durch die Hochwasserschäden in China und in Südkorea entwickelt sich die Wirtschaft langsamer als erwartet.
Wenn dadurch nach dem japanischen Yen auch noch der chinesische Yuan in den Strudel nach unten gerät und dann den Hongkong-Dollar nach sich ziehen sollte, wird ein neuer Kollaps der asiatischen Währungen befürchtet. Eine bevorstehende Abwertung des Yuan wird zwar von chinesischer Seite energisch dementiert. „Viele Kapitalanleger“, sagt aber Antonio Legarda, Vizepräsident des Wertpapierhauses Pryce Securities Inc. auf den Philippinen, „sind wirklich besorgt.“
China läuft Gefahr, das für 1998 angestrebte Wirtschaftswachstum von acht Prozent nicht zu erreichen. Dafür wäre ein Anstieg der industriellen Produktion um elf Prozent notwendig. Von Juni auf Juli sackte aber die Steigerungsrate im Vergleich zum Vorjahr nach offiziellen Angaben von 7,9 auf 7,6 Prozent ab.
Viele Fabriken mußten nach Angaben des Statistischen Amtes wegen des Hochwassers ihre Produktion zeitweise einstellen. Durch die Überschwemmung von 20 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche werden schon jetzt Ernteausfälle in Höhe von elf Millionen Tonnen Sommergetreide vorausgesagt. Daneben sind fast 18 Millionen Häuser völlig zerstört oder stark beschädigt worden. Den von den Fluten bislang angerichteten Schaden brechnen offizielle Stellen auf 200 Milliarden Yuan (40 Milliarden Mark).
Auch Südkorea leidet durch außergewöhnlich starke Regenfälle unter Hochwasser und rechnet mit wirtschaftlichen Folgeschäden. Nach Angaben des Forschungsleiters der südkoreanischen Zentralbank, Lee Sung-tae, werden die Überschwemmungen die ohnehin befürchtete Schrumpfung des Bruttosozialprodukts um vier Prozent nochmals um ein Prozent verschlimmern.
In einigen Regionen fielen in den ersten zehn Augusttagen bis zu 80 Prozent der jährlichen Gesamtregenmenge. Der südkoreanische Katastrophenschutz meldete, 42.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, zumeist Reisfelder, seien überflutet. Allerdings seien die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft nicht so schlimm, weil die Landwirtschaft in Südkorea nur 6,2 Prozent zum Bruttosozialprodukt beiträgt. 36 Straßen und drei Eisenbahnverbindungen sind nicht mehr befahrbar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen