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Wulfert entkommt Klage

■ „Hinreichender“ Verdacht gegen CDU-Politiker wegen Mordanstiftung fehlt

Berlin (taz) – Das Ermittlungsverfahren gegen Manfred Wulfert ist teilweise eingestellt worden. Dem früheren Schatzmeister der CDU von Sachsen-Anhalt wurde vorgeworfen, er habe einen Mordauftrag erteilt. Gestern erklärte der zuständige Oberstaatsanwalt in Magdeburg, ein hinreichender Tatverdacht könne nicht begründet werden, wäre für eine Anklageerhebung aber erforderlich. Die Staatsanwaltschaft sei zwar immer noch überzeugt, daß Wulfert versucht habe, den in Berlin lebenden Russen Andrej Shokolow anzustiften, einen Landsmann zu engagieren, um einen privaten Gläubiger Wulferts zu ermorden. Dieser Gläubiger ist Detlef Lucks, ein Kaufmann aus Bremen, dem Wulfert angeblich 50.000 Mark schuldet. Später sei Wulfert jedoch von seinem Vorhaben, einen Mörder zu dingen, zurückgetreten. Dieser Schritt habe strafbefreiende Wirkung, so der Staatsanwalt, man prüfe allerdings weiter, ob Wulfert im Zuge von Devisengeschäften Straftaten begangen habe.

Mitte Juli waren die Ermittlungen gegen Manfred Wulfert bekanntgeworden. Neben der Schwere des Vorwurfs stürzten vor allem das Bekanntwerden des anscheinend unseriösen privaten Geschäftsgebarens des CDU-Kassenwarts die Partei in Sachsen-Anhalt in eine Krise. Zu lange habe die Parteiführung von den Beschuldigungen gegen Wulfert gewußt, ohne Konsequenzen zu ergreifen, monieren Kritiker. Noch im Juli hatte der mit zahlreichen Ämtern ausgestattete Wulfert in seinem Heimatort Darlingerode als Bürgermeister kandidiert. Seitdem stehen Landesparteichef Karl- Heinz Daehre und der Fraktionschef Christoph Bergner im Kreuzfeuer der Kritik.

Im Zuge der Berichte über die jetzt eingestellten Ermittlungen gegen Manfred Wulfert war auch ein bereits laufendes Strafverfahren bekanntgeworden. Wulfert soll 1994 versucht haben, mit einem ungedeckten Scheck über 40.000 Mark zu bezahlen. Wegen Beihilfe zum Betrug ermitteln Staatsanwälte auch gegen Thomas Webel. Der ist, wie früher Wulfert, CDU- Landtagsabgeordneter und Landrat. Robin Alexander

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