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Strohfrauentheater

■ Die Führung der rechtsextremen Front National in Frankreich streitet um Posten

Paris (taz) – Seit gestern streiten Frankreichs oberste Rechtsextreme wieder öffentlich. Es geht um den Posten als Spitzenkandidat der Front National bei den Europawahlen im nächsten Jahr. Parteichef Jean-Marie Le Pen will ihn für seine Gattin, Parteiideologe Bruno Mégret für sich selbst.

Die Boulevardzeitung Le Parisien hielt gestern dem Vize das Mikrofon hin. Im Interview durfte er die Allianzen der „Front National“ mit den traditionellen Rechten in drei französischen Regionen als „politische Erfolge“ loben. Konnte nach weiteren BündnispartnerInnen aus den „Ruinen der RPR und der UDF“ für ein Zusammengehen mit den Rechtsextremen suchen, mit denen er sich „mit unseren 15, vielleicht bald 20 Prozent und ihren 10 bis 15 Prozent“ eine künftige Regierungsbildung ausmalt. Und hatte Gelegenheit, seinen Anspruch auf die Spitzenkandidatur für das Europaparlament zu erneuern. „Wenn der Chef verhindert ist“, sagte er, „ist es normal, natürlich und legitim, daß sein Vize ihn vertritt.“

Parteichef Le Pen ist tatsächlich verhindert. Ein französisches Gericht entzog ihm wegen Gewalttätigkeiten gegen eine sozialistische Politikerin das passive Wahlrecht. Wer ihn vertreten soll, wenn auch die zweite Instanz Anfang September dabei bleibt, erklärte Le Pen bereits im Juli: Seine Gattin Jany, die „zur Hälfte Griechin und zu einem Viertel Holländerin“ und deswegen „ein starkes Signal in Richtung europäische Wählerinnen“ sei. Madame Le Pen entgegnete, sie wisse von „nichts“, halte sich „für völlig ungeeignet“ und bevorzuge den „Platz am Herd“. Zugleich fand sie, daß ihr Gatte „noch genügend Zeit“ habe, sie zu überzeugen.

Der neue Ausbruch der Männerfeindschaft Mégret/Le Pen kam gestern passend zum Beginn der rechtsextremen Sommeruniversität in Toulon. Die Themen der Veranstaltung sind klassisch: „Arbeit“, „Frauen“ und „Wirtschaft“. Überall will die Front National „befreien“: Die Arbeit von den Gewerkschaften, die Frauen vom Feminismus und die Wirtschaft von den Steuerhemmnissen. Dorothea Hahn

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