: Unternehmerschulung von Kindesbeinen an
■ Die richtigen Fähigkeiten für erfolgreiches Unternehmertum kann man lernen, sagen Experten. Schon in Kita, Schule und Uni sollen Kids für die Existenzgründung begeistert werden
Berlin (taz) – Was die wichtigsten Unternehmerqualitäten sind, darüber sind sich Wirtschaftswissenschaftler und Pädagogen weitgehend einig: Erfindungsreichtum, die Fähigkeit, arbeitend zu lernen, die Energie, eigene Ideen zu verfolgen. „Das kann man lernen“, meint Jürgen Zimmer, Professor für Pädagogik an der FU Berlin. Man müsse nur früh genug anfangen. Auch Bildungspolitiker und Wirtschaftsforscher setzen zunehmend auf das Potential Kind.
Eines von Zimmers Vorzeigeobjekten ist die Kita „Unsere Welt“ in Frankfurt (Oder). Hier versuchen die Erzieherinnen schon seit längerem, das Budget ihrer von Kürzungen bedrohten Kita über zusätzliche Dienstleistungen wie Kinder-Partyservice und Schwangerengymnastik aufzubessern. Obwohl das ursprünglich gar nicht so geplant war, haben sich die Kinder dabei inzwischen einen festen Platz erobert. Sie verkaufen an Verwandte oder Bekannte oder auf dem Stadtfest Blumengestecke oder andere „Produkte“, die sie selber hergestellt haben.
„Die Kinder machen das viel besser als wir Erwachsenen“, sagt Kita-Leiterin Karin Muchajer. Sie erfänden ständig neue Dienstleistungen, handelten ihre Preise selber aus und reagierten auf die Wünsche ihrer Kunden schnell und flexibel.
Das arbeitgebernahe „Institut der deutschen Wirtschaft“ (IW) richtet sich mit seinem Planspiel „Junior“ an die etwas Älteren in den Schulen. „Die Schüler sollen Wirtschaft live erleben, und wir hoffen, daß dabei der Funke des Unternehmergeistes überspringt“, sagt Marion Hüchtermann, die das Projekt betreut. Insgesamt haben im vergangenen Schuljahr bereits 1.000 Schüler aus acht Bundesländern teilgenommen. In den kommenden Jahren will das IW das Unternehmensspiel bundesweit anbieten. Als Startkapital verkaufen jeweils bis zu 15 Schüler-Unternehmer eines Teams Firmenanteile an Bekannte und Verwandte. Mit diesem Geld haben zum Beispiel der 18jährige Stefan Schuchardt und sieben computerbegeisterte Freunde die Minifirma „Mediatech“ aufgemacht, die Privatleuten in Pulheim bei Köln anbietet, Homepages zu gestalten. Schuchardt mußte dabei lernen, wie entscheidend das Marketing auch für ein kleines Unternehmen ist: „Das haben wir versäumt“, meint er mit Blick auf den spärlichen Auftragseingang.
Damit auch die Hochschulen nachziehen, hat das Bonner Forschungsministerium einen Wettbewerb ausgeschrieben, der die besten regionalen Netzwerke prämiert. Und statt wie bislang nur einzelner Seminare soll es demnächst richtige Lehrstühle für Entrepreneurship geben – ein gutes Dutzend Universitäten und Hochschulen hat entsprechende Initiativen angekündigt. Die Gründerstühle funktionieren fachübergreifend, so daß angehende Betriebswirtschaftler wie auch Ingenieursanwärter oder Kunstgeschichtler Businesspläne erstellen, Banken überzeugen und Risiko-Kapital acquirieren lernen. Ein Semester voraus ist bereits die private European Business School (ebs) in Oestrich, die Management- Aspiranten das Wahlfach „Gründungsmanagement“ anbietet. Die Begeisterung zur Unternehmensgründung soll den Studierenden durch Besuche bei erfolgreichen Gründern und Planspielen am Computer eingeflößt werden. Marcus Franken
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