■ Kommentar: Seid wehrhaft!
Wehrkunde ist es nicht gerade, was künftig in den Schulen gelehrt wird. Aber die geplante Integration von „Sicherheit und Friedenspolitik“ in den Lehrplan markiert auch in der Bildung den Abschied von einer (West-)Berliner Tradition, die nicht die schlechteste war. Gewiß, die Distanzierung in der ehemals preußischen Hauptstadt des Militarismus von dieser bösen Vergangenheit war nicht etwa der Einsicht der Berliner geschuldet. Sie war Ergebnis des Kalten Krieges. Dennoch brachte sie einem Teil der Deutschen die Chance: ohne die „Schule der Nation“, den militärischen Drill, aufzuwachsen. Damit ist es vorbei. Die Bundeswehr ist überall in der Stadt: in Kasernen, bei Gelöbnissen auf öffentlichen Plätzen, in Person eines Generals auf dem Stuhl des Verfassungssenators – und nun wieder in der Schule.
Was bleibt, ist zunächst das vage Vertrauen in Schulsenatorin Ingrid Stahmer. Bei ihr liegt nun das Papier, das den Einzug militärischen Denkens in den Unterricht skizziert. Sie wird nicht mehr schaffen, als der Lehrplanvorlage etwas Aufklärung einzuhauchen. Und genau das ist das Ärgerliche: Warum merkt es Stahmers Verwaltung nicht früher, daß das hohe Mitglied einer „mitteldeutschen“ CDU-Gruppierung der Lehrplankommission vorsitzt – um dort revanchistisches Gedankengut zu pflegen? Und wieso darf eigentlich alles das sabotiert werden, was die Schulen dieser Stadt als fortschrittlich auswies? Weil es der CDU auf Schleichwegen gelingt, die sechsjährige Grundschule madig zu machen, Religion als ordentliches Fach zu propagieren und nun Militärwissen in die Penne zu schleusen. Es wird Zeit, den CDU-Einfluß kontrollierbar auf das vom Wähler geschenkte Maß zu stutzen: auf unter 30 Prozent. Christian Füller
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