piwik no script img

Klein, aber igitt

■ Greenpeaceprotest gegen Genfood und dessen unzureichende Kennzeichnung

Ein bald unentbehrliches Einkaufsutensil für bewußte VerbraucherInnen verteilten gestern AktivistInnen von Greenpeace vor dem Eurospar-Markt in Bramfeld: Lupen. Unter dem Motto „Nestlé manipuliert: Achten Sie aufs Kleingedruckte“ informierten sie die KundInnen, daß der schweizerische Lebensmittelgigant im September den ersten Schokoriegel aus gentechnisch verändertem Mais auf den deutschen Markt bringen will, gekennzeichnet durch einen kleinen Hinweis in der Zutatenliste.

„Butterfinger“ wird es allerdings bei Spar vorerst gar nicht geben. „Wir haben schon ein Überangebot an Schokoriegeln“, begründet Pressesprecher Jörg Schillinger. Mit einer Skepsis gegenüber der Gentechnologie habe das nichts zu tun. „Der mündige Kunde kann doch selbst entscheiden, ob er das Produkt kauft oder nicht.“

Jan van Aken, Gentechnik-Experte bei Greenpeace, widerspricht: „Die Zeit hat doch gar keiner, um immer die Zutaten zu studieren.“ Das zeigen Erfahrungen aus den Niederlanden, wo es seit einem Jahr rund 15 gentechnisch veränderte Produkte gibt. Einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Nipo zufolge merken 85 Prozent der KundInnen nicht, daß sie Gentech im Einkaufskorb haben. Auch die meisten Bramfelder KundInnen wußten gestern noch nichts von Butterfingers Stammbaum. Greenpeace fordert ein auffälliges Label, und das, so ergab eine Umfrage im Auftrag der Umweltorganisation, befürworten auch 80 Prozent der Verbraucher.

An eine zusätzliche Aufklärung der Kundinnen denkt man bei Spar nicht. „Schließlich ist der Riegel gesetzlich genehmigt“, findet Schillinger. Norddeutsche Filialen der „Famila“-Kette dagegen, die kanadischen Honig von genmanipulierten Rapsblüten anbieten, informieren ihre KundInnen bereits jetzt mit deutlichen Hinweisschildern am Regal.

Kennzeichnungspflichtig ist nach der heute in Kraft tretenden EU-Verordnung ohnehin nur ein Zehntel aller Soja- und Maisprodukte, bei deren Herstellung Gentechnik im Spiel war, kritisiert Greenpeace. Ist die gentechnische Veränderung im Endprodukt nicht nachweisbar, muß sie auch nicht verraten werden. Heike Dierbach

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen