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Giftgas in sechs Monaten

■ Der Irak kann innerhalb eines halben Jahres über Massenvernichtungswaffen verfügen. Das behauptet der frühere UN-Inspektor Scott Ritter. Bagdad behindert erneut die Kontrolleure

Washington (AP/taz) – Der Irak ist nach Darstellung des zurückgetretenen amerikanischen Waffeninspektors Scott Ritter in der Lage, nach Beendigung der UN-Rüstungskontrollen innerhalb von sechs Monaten Massenvernichtungswaffen auf biologischer und chemischer Basis herzustellen.

Wie Ritter in Washington unter Berufung auf Geheimdienstinformationen weiter sagte, verfügt Irak außerdem über die Grundstoffe zur Produktion von drei Atombomben. Es fehle nur das spaltbare Material, sagte Ritter vor einem Ausschuß des US-Senats. Es würde allerdings mehrere Jahre dauern, bis Irak wieder über Atomwaffen verfügen könnte, weil dies davon abhänge, woher das Land das dazu benötigte angereicherte Uran beziehen würde, räumte Ritter vor dem Ausschuß ein.

Ritter hatte sich vergangene Woche spektakulär aus der Sonderkommission für Rüstungskontrolle in Irak (Unscom) zurückgezogen und den USA und Großbritannien barsch vorgeworfen, beide Länder würden die Arbeit der Inspektoren nicht ausreichend unterstützen.

Ungeachtet einer gegenteiligen Versicherung hat Irak nach Angaben von UN-Chefinspektor Richard Butler Kontrolleuren der Vereinten Nationen erneut den Zutritt zu bestimmten Anlagen verwehrt. Wie Butler am Donnerstag im Weltsicherheitsrat in New York sagte, wurden die Inspektoren am 16. August und 1. September vor den Toren zweier Anlagen abgewiesen, die schon einmal kontrolliert worden waren.

Die irakische Führung setzte am 5. August ihre Zusammenarbeit mit der Unscom teilweise aus. So untersagte sie alle neuen Kontrollen von möglichen Produktions- oder Lagerstätten von Massenvernichtungswaffen. Der Zugang zu bereits untersuchten Anlagen sollte den UN-Kontrolleuren jedoch weiterhin gewährt werden.

Die USA und Großbritannien bereiteten unterdessen eine Resolution vor, wonach die turnusmäßige Überprüfung der nach dem Einmarsch in Kuwait vor acht Jahren gegen Irak verhängten Sanktionen so lange ausgesetzt werden soll, bis die Führung in Bagdad wieder in vollem Umfang mit den Rüstungskontrolleuren zusammenarbeitet. Bislang wird alle sechs Monate geprüft, ob Irak die eingegangenen Verpflichtungen hinsichtlich der Zerstörung seiner Massenvernichtungswaffen erfüllt hat und damit die Sanktionen aufgehoben werden können. Irak hat seine Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen Anfang August eingeschränkt, nachdem Butler sich geweigert hatte, Irak die Zerstörung all seiner Massenvernichtungswaffen zu bescheinigen.

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