Wer kein Gift sucht, findet keines

■ PAK-Verseuchungen in ehemaligen Wohnungen der Alliierten als „Spitze des Eisberges“. In Altbauten wird bisher nicht getestet

Frankfurt (taz) – Als mögliche „Spitze des Eisbergs“ hat der Vorsitzende der IG Bauen Agrar Umwelt (BAU), Klaus Wiesehügel, die Verseuchung von ehemaligen Wohnungen der alliierten Streitkräfte mit giftigen Parkettklebern bezeichnet. In den 50er und 60er Jahren seien diverse Stoffe auch in deutschen Wohnungen verbaut worden, deren Schadstoffwirkungen bislang unbekannt seien. Auch das Umweltbundesamt (UBA) in Berlin schloß auf Nachfrage der taz nicht aus, daß die giftigen Parkettkleber aus Teerölen und Bitumen auch in deutschen Wohnungen zum Einsatz kamen. Die verschiedenen giftigen und krebserregenden Stoffe, die der Parkettkleber an die Umwelt abgibt, die sogenannten polyzyklischen Kohlenwasserstoffe (PAK), seien bislang aber nur in einer Schule in Niedersachsen nachgewiesen worden, erklärte UBA-Sprecher Karsten Klenner. Allerdings sei auch noch in keiner der in Frage kommenden deutschen Wohnungen gezielt nach PAK gesucht worden.

In Frankfurt sprach sich BAU- Chef Wiesehügel für eine grundlegende Sanierung der rund 500 bis 600 verseuchten Ex-US-Wohnungen in der Stadt aus. Zusammen mit der Betroffeneninitiative Schadstoffe (BISS) stellte Wiesehügel, der auch Spitzenkandidat der SPD in Frankfurt für die Bundestagswahlen ist, eine Broschüre mit dem Titel: „Schadstoffbelastungen in Wohnräumen“ vor. „Die Arztpraxen in Deutschland sind voll von Menschen, die an Allergien und an Atemwegserkrankungen leiden“, konstatierte Wiesehügel. Und in vielen Fällen habe sie ihre eigene Wohnung krank gemacht.

Der Gewerkschafter verlangte die Untersuchung aller Altbauwohnungen auf PAK und auch auf andere Schadstoffe wie etwa Asbest. Den bundesweiten Sanierungsbedarf schätzt Wiesehügel auf 160 Milliarden Mark. Und eine Milliarde Mark an Investitionen schaffe 30.000 Arbeitsplätze im Baugewerbe. „Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“ nannte das Wieshügel. „Gesundheit schützen – Arbeitslosigkeit bekämpfen.“ Der Gewerkschafter hat sich der BI als „parteiischer Moderator“ auf der Seite der Betroffenen angeboten. Klaus-Peter Klingelschmitt