: Effektive Drogenhilfe
■ Erste geschlechtsspezifische und umfassende Datenerhebung über Süchtige
Weibliche Drogenkarrieren verlaufen anders als männliche. Frauen gleiten nicht so vollständig in die Beziehungslosigkeit ab wie Männer. Sie sind seltener obdachlos und verbringen auch nicht mehr Zeit in Haft als in der Therapie. Andererseits nehmen sie früher und länger Beratungsangebote in Anspruch. 50 Prozent der Junkies konsumieren neben Heroin auch Methadon und Kokain. 40 Prozent nehmen zusätzlich zu Heroin und Methadon noch Cannabis. Acht Pronzent sind ausschließlich dem Kokain verfallen. Und drei Prozent nehmen alles. 90 Prozent der Abhängigen, die Hamburgs Hilfsangebote nutzen, stammen aus der Hansestadt.
Diese und viele andere Zahlen sind das Ergebnis der ersten Hamburger „Basisdatendokumentation“, die gestern vorgestellt wurde. 23 der 37 Drogenhilfeeinrichtungen der Stadt nahmen an der – lange umstrittenen und teils vehement abgelehnten – Datenerhebung teil. Fast 7000 „Betreuungsverläufe“ wurden so dokumentiert und von dem „Frankfurter Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik“ ausgewertet.
„Die Basisdokumentation ist für alle von Vorteil“, wies der Drogenbauftragte Horst Bossong die Kritik der Gegner zurück, die Zahlen sollten lediglich Basis für Kürzungen sein. „Es hat sich gelohnt, sich gegen die Widerstände durchzusetzen.“ Er hoffe, daß die Ergebnisse überzeugen, und nun „auch diejenigen Einrichtungen und Trägervereine, die sich bisher der Basisdokumentation verweigert haben, konstruktiv mitmachen“. In jedem Fall habe das Parlament und die Öffentlichkeit „ein Recht auf Transparenz“.
Der Verein „Bado“, unter dessen Federführung die Dokumentation erstellt wurde, ist außerdem „stolz“ auf das „Datenschutzkonzept“, so Dieter Adamski von der Therapiehilfe. Die Anonymität sei sowohl für die Süchtigen als auch für die MitarbeiterInnen gewährleistet.
Die Frankfurter Professorin Irmgard Vogt, die die Zahlen auswertete, lobte die bundesweit erstmals erstellte Erhebung als „enorm bemerkenswert“ und „wichtig für die Hilfeplanung“. Die Drogenhilfe könne nun, so alle Beteiligten, auf die nach einheitlichen Kriterien ermittelten Bedürfnisse der Abhängigen und Veränderungen in der Suchtstruktur schneller und effektiver reagieren. Silke Mertins
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