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Lauter Bäume

Mit seinen 120.000 Einwohnern ist Eugene nach Portland die zweitgrößte Stadt Oregons. Sie liegt zwischen den Cascade Mountains und der Oregon Coast, einer Küstenbergkette. Von drei Seiten wird sie zusätzlich durch den Douglas Fir Forest begrenzt. Die Haupteinnahmequelle der Stadt war lange die Holzwirtschaft. Als die legale Abholzungsmenge reduziert wurde, mußte Eugene sich wirtschaftlich umorientieren und forcierte die Ansiedlung von Software-, High-Tech- und Bio- Tech-Firmen.

Die Cascade Mountains gehören zu den Ausläufern des nördlichen Regenwaldes, eines der letzten zusammenhängenden Waldgebiete dieser Art, dessen größter Teil in Kanada liegt. Die Gebiete in den Vereinigten Staaten machen zwei Prozent der weltweiten Regenwaldvorkommen aus. Kanada dagegen besitzt noch 25 Prozent.

Der kanadische Teil des Regenwaldes, der „Great Bear Rainforest“ an der Westküste British Columbias, ist am stärksten von der Abholzung bedroht. Die Bäume gehören zu den ältesten und größten Bäumen der Welt, tausend Jahre alte Zedern und neunzig Meter hohe Sitkafichten. Zugleich ist der „Great Bear Rainforest“ einer der letzten Lebensräume von Wölfen, Lachsen, Adlern und Grizzlybären.

Mit seinen etwa 2 Millionen Hektar macht er 0,5 Prozent der Waldfläche Kanadas aus. Insgesamt besitzt Kanada 418 Millionen Hektar, alternative Waldflächen für Rodungen wären also reichlich vorhanden. Die Firmen lassen dennoch nicht vom Regenwald ab: Die neunzig Meter hohen Bäume sind weitaus rentabler als die nachgeforsteten Bäume der Wirtschaftswälder.

Die Waldzerstörung ist der größte durch den Menschen verursachte Natureingriff. Bereits achtzig Prozent der ursprünglichen großflächigen Urwaldgebiete sind verschwunden. Die verbliebenen zwanzig Prozent sind entscheidend für das Überleben unzähliger Tier- und Pflanzenarten. Durch das Verbrennen des nicht brauchbaren Restholzes nach der Holzernte, kommt es zudem zu CO2-Emmissionen, die das Klima stark belasten. Ungeachtet dieser Bedeutung hält die Zerstörung der Wälder an. Kanada, Rußland und Brasilien sind die einzigen Länder, die noch große Gebiete Regenwaldes besitzen. Doch fast jeder Meter davon ist von Abholzung bedroht.

Die kanadische Regierung kündigt seit Jahren an, den Kahlschlag im Regenwald zu verbieten. Trotzdem wird alle drei Minuten Wald von der Größe eines Fußballfeldes abgeholzt. Die Holzindustrie hat ein Exportvolumen von 38 Milliarden Kanadischen Dollar und beschäftigt 842.000 Arbeiter, also jeden sechzehnten Kanadier. Die Warnungen der Holzindustrie, daß durch eine Einschränkung der Abholzung viele Arbeitsplätze verlorengingen, weisen Umweltorganisationen wie Greenpeace zurück. Das Problem sei vielmehr, daß das unverarbeitete Holz exportiert würde, anstatt es vor Ort zu verarbeiten. Dadurch aber ließe sich der Wert des Holzes steigern und es würden zugleich Arbeitsplätze geschaffen. Kerstin Kohlenberg

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