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Paula und ich

Paula und ich blicken bedrückt in die leere Wurfkiste. Das heißt: eigentlich ich. Paula sitzt anklagend und winselnd vor mir. Wohin, fühle ich mich gefragt, habe ich ihre Kinder verschleppt? Denn das Tier kann nicht zählen. Daß bereits drei Welpen verschwanden bevor auch der kleine Willi uns am Sonntag abend verließ, war ihr offenbar nicht aufgefallen.

Mit nahezu identischer Leidensmine baut sich auch Kurt vor mir auf. Gestern fand ich das Büchlein „Rabenmütter“ vor meiner Wohnungstür auf der Fußmatte. Obwohl Kurt sich wochenlang standhaft – und herzlos, wie ich meine – weigerte, Herrchen von Fräulein Mirow zu werden, wird nun das Gegenteil behauptet. „Es ist so gemein“, jammert er, „daß ich kein Hündchen bekommen habe.“ Statt dessen sei das arme Ding „irgendwelchen fremden Leuten“, von denen ich nicht mal ein polizeiliches Führungszeugnis angefordert hätte, überlassen worden. Fräulein Mirow wurde ihm praktisch „aus den Armen gerissen“.

Von derlei Klagegesängen traktiert, kann ich mich nur mäßig darüber freuen, morgens um sieben nicht mehr durch Pfützen und Häufchen zum Bad zu wanken oder den Inhalt des Mülleimers in der Wohnung verteilt vorzufinden. Statt Hochgefühle über die wiedergewonnene Ordnung, Freiheit und Freizeit macht sich depressive Stimmung breit. Natürlich gilt trotzdem: „Einmal und nie wieder.“ Es ist auch egal, daß die Wurfkiste noch so gut in Schuß ist, und die Fachkenntnisse und Erfahrung bei Geburt und Aufzucht von Welpen nun brachliegen müssen. Die moderne Frau steht zu ihren einmal getroffenen Entscheidungen. Wie auch immer – bei dem Termin für Paulas Kastration ist mir etwas dazwischengekommen. sim

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