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Schlankheitskur für Deutsche Oper

■ Opern-Chef Götz Friedrich will Schuldenberg von 19 Millionen Mark abbauen. Personal soll reduziert, mehr Operetten sollen aufgeführt werden

Götz Friedrich, Intendant der Deutschen Oper, speckt seine Bühne massiv ab. In den kommenden drei Jahren soll der Personalbestand an dem hochverschuldeten Haus an der Bismarckstraße zurückgeschraubt werden. Zugleich sieht das Sanierungskonzept des Intendanten vor, weniger Tänzer und Tänzerinnen an der Oper zu beschäftigen. Schließlich will Friedrich mit publikumsträchtigeren Inszenierungen die Einnahmen steigern.

Der Generalintendant war im Frühjahr dieses Jahres in die Kritik geraten, nachdem offenkundig geworden war, daß sich im Etat des Opernhauses ein Defizit von 19 Millionen Mark angestaut hatte. Vom Personalrat war Friedrich daraufhin mehrfach aufgefordert worden, den Stuhl des Intendanten zu räumen. Kultursenator Peter Radunski (CDU) dagegen hielt an dem alten Opernmann fest — mit der Maßgabe, einen Sanierungsplan für die Bühne vorzulegen.

Das Friedrich-Papier, das gestern im Theaterausschuß des Abgeordnetenhauses beraten wurde, hat zum Ziel, den Schuldenberg von 19 Millionen Mark bis zum Jahr 2001 abzutragen. Den größten Batzen macht der Personalabbau von fast 11 Millionen Mark aus. Erreicht werden soll dies, so Götz Friedrich, durch die Reduzierung der künstlerischen und technischen Mitarbeiter von derzeit 830 Beschäftigten auf 690 Opernangehörige. Dabei werde es keine betriebsbedingten Kündigungen geben, sondern die Mitarbeiter sollen „mit goldenen Handschlägen“ abgefunden werden.

Neben der Verminderung des Balletts von derzeit rund 50 Tänzern auf 30 hofft Götz Friedrich, zu Mehreinnahmen durch die Erhöhung von Eintrittspreisen zu kommen. Außerdem sollen auf dem Spielplan die als schwierig geltenden modernen Inszenierungen sowie die Premieren weniger werden. Statt dessen werde das Publikum mit „leichteren“ Operetten wie „Der Bettelstudent“ unterhalten. Der Intendant hat nicht vor, die Zahl der Vorstellungen pro Jahr zu senken.

Bereits im Vorfeld der Ausschußsitzung hatte das Orchester die Sanierungspläne kritisiert, da in dem Papier die gewinnbringende „Medienpauschale“ für die Musiker gestrichen ist. Sibylle Marx, kulturpolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, sagte zur taz, die gestrigen Beratungen im Theaterausschuß über das Friedrich-Papier seien „unbefriedigend“ verlaufen. Zwar seien die besagten Eckdaten bekanntgegeben worden. Beschlossen werden konnte die Verschlankung hingegegen nicht, weil der Senat kein detailliertes Sanierungskonzept ausgearbeitet hatte. So ist bis dato unklar, wie die zusätzlichen Altschulden der Bühne abgebaut werden können. Das Friedrich- Konzept soll am 24. September erneut auf die Tagesordnung gebracht werden. Rolf Lautenschläger

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