: Novartis ganz locker
■ Wie der Gentech-Konzern mal eine genauso coole Aktion wie Greenpeace hinlegen wollte
Berlin (taz) – Daß bunte Aktionen und Überraschungsmomente nicht nur Sache von Umweltschützern sind, das wollte gestern endlich der Genmais-Hersteller und Chemiekonzern Novartis beweisen. Greenpeace-Aktivisten hatten Novartis-Genmais vor dem Sondermüllofen der Firma abgeladen, den sie am Freitag in Deutschland und Frankreich abgemäht und gehäckselt hatten.
Nur acht Minuten lang blieb es still, nachdem die deutschen Umweltprofis ihre bierernste Pressemitteilung abgesetzt hatten: „Genmais ist gefährlich [...] Novartis muß den Genmais jetzt sicher entsorgen“. Dann schlug der Konzern schon mit einer Erklärung zurück: „Genmais als Sondermüll? Bekommt man das überhaupt durch den Zoll?“ so – ungewohnt flapsig – die rhetorische Frage und weiter: „Novartis, durch die schwerfälligen Aktionen der Greenpeacler lange vorgewarnt, hat eine originelle Antwort parat: Von wegen Brennofen! Der Mais, bezahlt und frei Haus geliefert von Greenpeace, wird von Simmentaler Bauern abgeholt, die mit zwölf ihrer Kühe in Basel angerückt sind. Darunter ,Miss Simmental‘, die schönste Kuh von Basel-Land.“
Nicht schlecht. Wenn auch Schweizer Kühe nicht unbedingt die besten Kronzeuginnen sind: Bekanntlich fressen die auch BSE- kranke Artgenossen – wenn sie nur fein genug gemahlen wurden. Doch auch der Besitzer von ,Miss Simmental‘ ist überzeugt: „Wir wissen, daß dieser Mais erstklassiges Futtergetreide für unsere wertvollen Tiere ist – viel zu schade zum Wegwerfen“, zitiert Novartis.
Schade nur, daß nicht alle Unternehmensteile von Novartis so locker sind, wie die Presseabteilung. Greenpeace hatte nämlich auch bei der Tochter, Novartis Nutrition in Celle, nachgefragt, ob die wohl Gentechnik in ihr Wasa-Knäckebrot reinmischen würde. „Nein“ war die Antwort, berichtet Greenpeace – und war damit am Ende doch wieder eine Nasenlänge voraus. Matthias Urbach
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen