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Käse-Käfer und andere Sondermodelle

■ Von Hitler gewollt, von Hippies gefahren – unter dem Motto „Echt Käfer“ assoziieren die Cartoonisten Ari Plikat und André Poloczek zu Schein und Sein des ersten Volkswagens

Die Vorzeichen waren schlecht. Der eine ist ein miserabler Autofahrer, und der andere nennt sich auch noch POLO. Trotzdem macht sich ausgerechnet dieses Cartoonistengespann über das deutsche Kult-Automobil her – gut so. In „Echt Käfer“, dem zweiten gemeinsamen Projekt der Cartoonisten Ari Plikat und André Poloczek, wird ein Automythos gefeiert und verhöhnt, in Zeichnungen, Gedichten und sonstigen Formen, die der Satire und Alberei dienlich sind.

„Wir müssen ja alles komisch machen, das ist unser Job, ob das Thema jetzt Godzilla, Viagra oder irgendwelche Sackgesichter ist“, sagt der Dortmunder Zeichner Ari Plikat. Nun wollten sie nach „Die Post geht an die Börse“ das Thema Käfer behandeln: ein Auto, das seit fast sechzig Jahren ungeniert allen geschichtlichen und sozialen Strömungen getrotzt hat. Von Hitler gewollt, von Hippies gefahren und schließlich von nahezu allen Gesellschaftsschichten gemeinsam zum Kult erklärt...

Immer, wenn Dingen ein Kult angehängt wird, nehmen Witzemacher die Witterung auf. Der Käfer gibt da einiges her: schafswollpullovertragende Fahrer, kappentragende Besitzer, die ihn auf fetten Reifen tieferlegen, chronische Ölverluste, Motor hinten und und und. Ari Plikat und Polo haben die Klischees solange gedreht und gewendet, bis sie wirklich witzig geworden sind. Herausgekommen ist dabei etwa, daß bei Godzilla daheim Käfer am Fliegenfänger kleben, daß sie über Van Goghs Brücke von Longloi bei Arles fahren und im Fotoroman die Geheimwaffe von James Bug im neuen Abenteuer „Golden-Ei“ sind.

Die Mischung machen unterschiedliche Darstellungsformen wie Zeitschriftenparodien, Fotowitze und Cartoons, aber auch die Stile der Zeichnungen selbst: Ari Plikats groteske Figuren mit krakeligem Strich und grellen Farben und Polos detailverliebter klassischer Stil. Diesmal hat der Wuppertaler Cartoonist sogar zur Ölpalette gegriffen und den Käfer in klassische Kunst geschmuggelt.

Auch wenn die beiden den Zeitungs-, Zeitschriften- und Werbemarkt hauptsächlich solo mit Cartoons und Illustrationen beliefern, sind Ari Plikat und André Poloczek inzwischen ein gut eingespieltes Team. Die Themenbücher seien eine gute Möglichkeit zur Humorvereinigung, zum gegenseitigen Hochschaukeln in die Welt des Abstrakten und Skurrilen, sagen sie.

Daß sie dabei vielleicht hie und da übers Ziel hinausschießen und ein „Kleines Käfer-Abc“ nicht wirklich originell ist, nimmt man gerne hin. Solange es so wunderbare Details gibt wie einen schnittchenschmierenden James Bug, einen Einblick ins Fotoalbum eines Käfers, Kafka-Käfer, Käse-Käfer und andere Sondermodelle. „Echt Käfer“ ist eine wohltuende Ergänzung zur Medienflut im Jahr des neuen Beetle. Silke Hempel

Ari Plikat/POLO: „Echt Käfer“. Lappan-Verlag, Oldenburg; 64 z.T. farbige Seiten, 24,80 DM

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