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Volksgolfer können weiterputten

■ Keine Investoren für Areal Stadion der Weltjugend. Brache bleibt

Die geplanten Bauvorhaben auf der Fläche des einstigen Stadions der Weltjugend an der Chausseestraße sind geplatzt. Nach der mehrjährigen erfolglosen Investorensuche will die Senatsbauverwaltung jetzt die Absicht, dort ein neues Stadtviertel zu errichten, erst einmal begraben. Das rund 13 Hektar große Gelände im Bezirk Mitte bleibt somit eine Brache, auf der die „Initiative Volksgolfen“ bis auf weiteres die Schläger schwingen und einputten kann.

Trotz Gesprächen mit potenten Bauträgern „konnte kein Investor gefunden werden, der das Gelände entwickelt“, sagte Kerstin Appelshäuser, Sprecherin der Bauverwaltung, gestern. Hintergrund der Absagen sei die „schlechte Marktlage im Bausektor“ gewesen. Ob der Senat das Verfahren komplett an den Bezirk abgeben wird, wollte Appelshäuser nicht beantworten.

Wolfgang Hummel, Leiter der Investorenleitstelle im Hause von Bausenator Jürgen Klemann (CDU), macht für den Investoren- Rückzieher hauptsächlich die Planung des Architekten Max Dudler verantwortlich. Der Entwurf Dudlers gehe an den Interessen der Investoren vorbei; deren Rendite – sprich Vermietung oder Verkauf – werde durch die Architektur nicht gewährleistet. Max Dudler war 1996 als Sieger aus dem städtebaulichen Wettbewerb für das frühere Stadiongelände hervorgegangen. Neben dem Bau von 850 Wohnungen sah der Entwurf des Schweizer Architekten vor, eine kompakte Mischung von Gewerbebauten mit einer Kindertagesstätte sowie Sport- und Grünflächen zu errichten.

Damit geht die unendliche Geschichte der Bebauung des Geländes in eine neue Runde. Nach dem Fall der Mauer hatte der damalige Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) das Stadion der Weltjugend im Ostteil der Stadt abreißen lassen. Vorgesehen war, dort die Olympiahalle für 20.000 Zuschauer zu errichten.

Nach dem kläglichen Olympia- 2000-Desaster stand der Senat 1993 erstmals vor dem Aus für das Areal. Alle Investoren des anvisierten Super-Doms sprangen ab, ihre Pläne wanderten in den Papierkorb. Teuer kam für den Bausenator nicht nur der 35 Millionen Mark teure Abriß der DDR- Sportstätte, sondern auch die Rasenbesamung des staubig-sandigen Geländes für rund eine halbe Million Mark. Heftig kritisiert wurde von der damaligen Baustadträtin Dorothee Dubrau (Grüne) auch, daß dem Bezirk Mitte nun ersatzlos eine Sportfläche geraubt worden war.

Mit der Dudler-Planung setzte der Bezirk zwar durch, daß Wohnungen dort entstehen sollen. Die kommen nun aber auch nicht. Rolf Lautenschläger

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