: Kanther möbliert sein Heim für Schily
■ Innenministerium bezog als erstes Ressort Berliner Dienstsitz
Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) hat gestern als erster seinen Berliner Amtssitz bezogen. Ob er darin residieren kann, weiß er allerdings erst in knapp einer Woche. Möglicherweise wird Otto Schily (SPD) den Amtssitz beziehen. Er gilt als Kandidat für das Innenministerium im Falle eines Regierungswechsels nach der Bundestagswahl am Sonntag.
In der von einem privaten Investor gemieteten Hälfte des hufeisenförmigen, 13stöckigen Bürohauses auf dem Gelände der früheren Bolle-Meierei werden zunächst 300 Mitarbeiter ihren Dienst antreten. Bis Sommer nächsten Jahres sollen alle 900 Mitarbeiter umgezogen sein. Das Innenministerium ist das einzige Ressort, das in eine gemietete Immobilie zieht. Den Steuerzahler kostet die monatliche Miete in dem Komplex rund eine Million Mark.
Bei der Schlüsselübergabe nannte Kanther die Mietlösung „außerordentlich wirtschaftlich“. Es sei für die öffentliche Hand nicht entscheidend, in den eigenen vier Wänden zu wohnen, wenn eine Mietlösung für ein Regierungsdomizil billiger komme, sagte er. Die Anmietung des Bürobaus war beschlossen worden, nachdem sich der Bund gegen den ursprünglichen Standort in eigenen Gebäuden in der Mauerstraße im Bezirk Mitte gewandt hatte. Die für das Ministerium notwendigen Sicherheitsvorkehrungen hätten nach Angaben des Bauministeriums die Öffnung der Französischen Straße nicht erlaubt.
Die baupolitische Sprecherin der Bündnisgrünen im Bundestag, Franziska Eichstädt-Bohlig, kritisierte dagegen die Mietlösung. Der neue Standort sei für Bundeshaushalt und Steuerzahler ein schlechtes Geschäft, erklärte sie. Jeder wisse, daß Eigentum langfristig billiger sei als Miete.
Das Bürogebäude im Moabiter Spreebogen wurde von dem Investor Ernst Freiberger gebaut. Gut 30.000 Quadratmeter des Baus wurden auf 30 Jahre gemietet und für das Ministerium umgebaut. Dafür sind allein 200 Kilometer Kabel verlegt und Sicherheitsvorkehrungen eingebaut worden. Nach Angaben Kanthers will das Amt die Sicherheitsbelange nicht schleifen lassen, zugleich aber die Umgebung mit Geschäften und Wohnungen nicht ausschließen. Deshalb sei die öffentliche Fußgängerpromenade entlang der Spree erhalten worden. Rolf Lautenschläger
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