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■ StandbildMittelalter-Stadl

„Festival der Spielleute“, So., 13.30, Südwest 3

Eigentlich will das „Festival der Spielleute“ mit dem „Musikantenstadl“ und anderen volkstümlichen Sendungen nichts zu tun haben – vielmehr wollen die Initiatoren von alten Burgen Baden- Württembergs aus eine Art alternative Volksmusik popularisieren. Doch letztlich reproduziert die Sendung dann doch die Ästhetik der gängigen Schunkelformate: bunt kostümierte Musikgruppen, Bühnendekorationen aus Stroh und alten Wagenrädern, ergänzt durch gelegentlichen Kunstnebel. Auch die biederen Moderatoren Gunter Haug und Regina Keller könnten mit ihren flachen Kalauern und dem „Wir machen Stimmung“- Tonfall sofort die Seiten wechseln.

Die Berliner Band In Extremo, der Höhepunkt am Wochenende, mußte allerdings nicht erst auf Mummenschanz verpflichtet werden: Sie treten immer im Stile römischer Gladiatoren auf. Auch musikalisch bieten sie eine wilde Mischung: Sackpfeifen und Schalmeien werden bei ihnen durch E-Gitarre, Schlagzeug und metal- artigen Gesang ergänzt. Die Musik, die hier gespielt werde, gefalle 18- und 80jährigen gleichermaßen, hatte Initiator Haug die Idee der Sendung beschrieben. Am Sonntag tanzten jedenfalls nur die 18jährigen Pogo.

Eigentlich sollte mit dem Tuttlinger Festival die 1996 gestartete Reihe enden. Doch der neue Südwestrundfunk will die in Deutschland einmalige Mittelaltershow nun doch fortführen, inzwischen wird sogar mit WDR und NDR über einen Einstieg verhandelt.

Moderator Haug fragt die KünstlerInnen gerne, wie sie zur alten Musik gekommen sind. In-Extremo-Sänger „Einhorn“ ließ ihn aber brüsk auflaufen: „Wir hatten halt keine Lust, arbeiten zu gehen.“ Christian Rath

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