piwik no script img

Widerstand gegen Südafrika

■ Südafrikas Interventionstruppen stoßen in Lesotho auf unerwarteten Widerstand - und auf Proteste der Bevölkerung. Bislang sind bei Kämpfen rund 50 Menschen ums Leben gekommen

Maseru (AP) – Die südafrikanischen Interventionstruppen in Lesotho sind gestern auf unerwartet heftigen Widerstand aufständischer Soldaten gestoßen. In einer Erklärung des Militärs in Pretoria hieß es, die Truppen würden nun entschlossener gegen die Rebellen in dem Königreich vorgehen. In der Hauptstadt Maseru war Gewehr- und Artilleriefeuer zu hören. Die Zahl der Todesopfer wurde in Medienberichten auf rund 50 geschätzt. Südafrikas Militär teilte mit, am Dienstag seien zehn seiner Soldaten in der ersten Intervention nach Ende des Apartheidsystems getötet worden. Ein Militärsprecher, Ben van Zyl, sagte, die Lage in dem kleinen Königreich sei mit dem Einmarsch bislang nicht wie geplant beruhigt worden. Die südafrikanischen Streitkräfte seien seit 1994, als die Kämpfer der Antiapartheidbewegung in sie integriert wurden, nicht mehr in derartige Kämpfe verwickelt worden. Am Dienstag waren 600 südafrikanische Soldaten in Lesotho einmarschiert, in der Nacht zum Mittwoch 200 Soldaten aus Botsuana.

Vorangegangen waren wochenlange Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Opposition in Lesotho sowie ein Putsch von Teilen des Militärs. Am Wochenende waren die Bemühungen des südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela gescheitert, Opposition und Regierung an den Verhandlungstisch zu bringen. Inzwischen sollen sich beide Seiten jedoch zu Verhandlungen bereit erklärt haben.

Oppositionelle setzten in der Hauptstadt am Dienstag zahlreiche Regierungsgebäude mit Molotowcocktails in Brand. Marodierende Banden plünderten Einkaufszentren, darunter viele Läden in südafrikanischem Besitz. Viele der zwei Millionen Einwohner Lesothos stehen dem Einmarsch der Truppen kritisch gegenüber. Auch südafrikanische Oppositionsparteien, Kirchen und Bürgerrechtsgruppen kritisierten die Intervention scharf.

Anhänger der Opposition in Lesotho belagern seit Wochen den Königspalast in Maseru. Sie werfen der regierenden Kongreßpartei vor, die Parlamentswahl im Mai gefälscht zu haben. Vor knapp zwei Wochen meuterten Teile der Streitkräfte Lesothos und setzten die Militärführung ab.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen