„Die Quote gilt“

■ Die bündnisgrüne Rita Grießhaber über die Quotierungsfrage und die Loyalität der Frauen

Rita Grießhaber (48) ist die frauenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen.

taz: Es zeichnete sich vor der Wahl ab, daß Joschka Fischer und Jürgen Trittin als erste schreien, wenn es Ministerämter zu verteilen gibt. Wie haben Sie die grünen Frauen auf diesen Ernstfall vorbereitet?

Rita Grießhaber: Für die grünen Frauen war doch schon klar, daß die Quote gilt. Außerdem weiß man ja auch noch gar nicht, wieviele Ministerien am Ende dabei herauskommen.

Die zur Hälfte mit Frauen besetzte grüne Verhandlungskommission hat als erstes die Wünsche von Fischer und Trittin nach Ministerwürden unterstützt. Stimmen Sie dieser Personalentscheidung zu?

Für mich ist wichtig, wie am Ende das ausgehandelte Gesamtpaket aussieht. Da muß machtmäßig der Frauenanteil einfach stimmen. Es gibt nicht nur Ministerinnen, sondern auch Staatssekretärinnen, parlamentarische Staatssekretärinnen, die Bundestagsvizepräsidentin, den bald vakanten Posten eines EU-Kommissars.

Ihre Partei hat die Quote, die vorsieht, daß in der Partei Frauen Vorrang vor Männern haben.

Wir haben die Quote zwar für Landeslisten satzungsmäßig verankert, aber die Quote ist für diesen Regierungsfall nicht so genau vorgeschrieben.

Können es sich die Grünen leisten, zwei von drei Ministerämtern mit Männern zu besetzen? Immerhin werden die Grünen deutlich mehr von Frauen als von Männern gewählt.

Das können wir Grünen uns nur leisten, wenn es Kompensationen gibt und insgesamt die Frauen sehr gut weg kommen.

Die größte Signalwirkung nach außen haben klar Ministerämter.

Die Ministerämter wirken halt optisch am meisten. Aber 27 Fraktionsfrauen gegenüber 20 Fraktionsmännern müssen den Koalititonsvereinbarungen zustimmen. Das zeigt doch, daß die Frauen sich auf die Hinterbeine gestellt haben und gesagt haben, das Gesamtpaket muß machtmäßig für uns stimmen. Das wissen unsere Männer auch ganz genau.

Bei den grünen Frauen scheinen Strömungsloyalitäten über Geschlechterloyalitäten zu stehen.

Das mag Ihr Eindruck sein. Für mich ist beides gleich wichtig.

Wie erklären Sie sich den Beschluß der Frauen in der grünen Verhandlungskommission, als erstes zwei Männer für Ämter zu nominieren?

Daß Fischer gesetzt war, ist vollkommen klar. Und wenn dann die Linke Trittin setzt, muß ich das als Reala hinnehmen. Da kann ich doch nicht anfangen zu weinen: Oh, da müßt Ihr aber eine Frau nehmen. Das Problem bei den Frauen, die für Ministerämter gehandelt werden, ist doch auch, daß Fischer und Trittin durch ihre vielen Vorämter mehr Machtfülle und viel mehr Erfahrung hinter sich vereinen. Interview: Barbara Debus