„Fußballbekloppter Unternehmer“

■ Beim FC St. Pauli wird weiter über den Stadionnamen debattiert

Der Streit um die Umbenennung des Wilhelm-Koch-Stadions, des Spielorts des FC St. Pauli, hält an. Bei einer Diskussionsveranstaltung des Vereins am Dienstag abend forderten einige Mitglieder und Fans, daß ein öffentlicher Platz in Hamburg nicht den Namen eines NSDAP-Mitglieds tragen dürfe.

In der Gesprächsrunde wurde über ein Gutachten diskutiert, das der Hamburger Historiker Frank Bajohr zusammen mit Aufsichtsrat Hans Grutschus erstellt hat. Darin kamen die beiden zu dem Schluß, daß man Koch zwar nicht unterstellen könne, er habe die Firma zweier jüdischer Hamburger als „Arisierungsgewinnler“ übernommen. Den Mitgliedsantrag in die NSDAP aber habe der ehemalige Präsident des Clubs in eigener Verantwortung unterschrieben.

„Koch ist nach Lage der Quellen nie politisch in Aktion getreten“, erklärte Bajohr; in seinen Augen sei er „ein fußballbekloppter Unternehmer“ gewesen. Zwei mutmaßliche Gründe für den Eintritt in die NSDAP gab der Geschichtswissenschaftler an: Entweder sei es zum Nutzen der Firma gewesen, oder um seine Tätigkeit als „Vereinsführer“ weiter auszuüben.

Als Gutachter wollte Bajohr keine Empfehlung bezüglich der Umbenennung geben. „Das ist Sache der Vereinsmitglieder. Da muß jeder seinen eigenen Maßstab anlegen.“ Allerdings geht es in der Auseinandersetzung nicht länger nur um den Namensgeber der Sportstätte, sondern vor allem um die Außenwirkung des Vereins. Und wenn der FC St. Pauli seine eigenen Maßstäbe anlegt, darf es eigentlich keine Frage mehr sein: Das Stadion muß umbenannt werden. else