: Höhenflug in Mitte vorerst gestoppt
■ Baustadtrat Flierl und Senator Strieder gegen Hochhaus auf der Fischerinsel in Mitte
Hoch hinaus und flach gelandet. Nach monatelangem Tauziehen, einer umstrittenen Baugenehmigung, einer abgewählten Baustadträtin und einem abgesprungenen Hauptmieter sollen die Pläne für ein Hochhaus des Investors OMG auf der Fischerinsel nun endgültig begraben werden. Dies erklärte gestern Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) gegenüber der taz. „Ich gehe davon aus“, sagte Strieder, „daß es dort kein Hochhaus geben wird.“
Mit dieser Entscheidung weiß sich Strieder in guter Gesellschaft mit dem PDS-Baustadtrat von Mitte, Thomas Flierl. „Es gibt den Konsens“, so Flierl, „eine Alternative zu finden, die die städtebauliche Fassung des historisch bedeutsamen Stadtraums an der Gertraudenstraße sichert.“ Gleichzeitig räumte der Baustadtrat ein, daß mit einer Blockrandbebauung auch der „Verlust des Ahornblattes ins Auge gefaßt werden muß“. Um jenes denkmalgeschützte Gebäude aus den sechziger Jahren zu retten, hatte Flierls Vorgängerin Karin Baumert das Hochhaus genehmigt – und war darüber in den eigenen PDS-Reihen gestolpert.
Formal kann sich der Investor, die schwäbische Firma OMG, allerdings noch immer auf die damalige Baugenehmigung berufen. Nach Informationen der taz spielt die Frage Hochhaus mit Ahornblatt oder Blockrandbebauung ohne Ahornblatt für die OMG allerdings keine zentrale Rolle. Ihr geht es vor allem darum, eine Bruttogeschoßfläche zu erreichen, die der Festsetzung des Grundstücksverkaufs durch die Oberfinanzdirektion entspricht. Nachdem die OMG ursprünglich eine Blockrandbebauung vorgesehen hatte, hatte sie sich später auf einen Entwurf des Architekten Gernot Nalbach verständigt, der zunächst ein 90 Meter hohes Zwillingshochhaus, nach Intervention des Stadtplanungssamtes schließlich ein auf 60 Meter abgespecktes Einzelhochhaus vorgelegt hatte.
Da der ursprünglich vorgesehene Hauptmieter, die Gasag, Anfang der Woche das „Shell-Haus“ in Tiergarten als neuen Hauptsitz auserkoren hat, stellt sich die Situation für den Investor wieder neu. Endgültig will die OMG die Entscheidung nach einem Gespräch mit Bausenator Jürgen Klemann (CDU) klären, in dessen Haus die umstrittene Baugenehmigung derzeit zur Prüfung liegt.
Sollte das Hochhaus tatsächlich fallen, so ist die neue Allianz von Bezirksamt Mitte und Stadtentwicklungsverwaltung allerdings noch immer nicht ganz ungetrübt. Bezüglich einer von Strieder nach wie vor geplanten weiteren Blockrandbebauung am südlichen Ende der Fischerinsel herrsche noch immer Dissens, sagte gestern Baustadtrat Thomas Flierl. Um eine solche Bebauung und damit die Gefährdung der vorhandenen Wohnbebauung zu verhindern, so Flierl, wolle der Bezirk demnächst sogar einen Bebauungsplan aufstellen. Wegen des Streits hat Stadtentwicklungsstaatssekretär Hans Stimmann bereits die nächste Sitzung der Planungswerkstatt Fischerinsel abgesagt. Uwe Rada
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