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Den Bocksch zum Gärtner machen

■ Der Urheber und das Recht: Neues vom Streit um das Musical „Grease“, das nächste Woche am Theater des Westens Premiere haben soll – falls die Anwälte nicht etwas dagegen haben

Hilfreich im Umgang mit anderen ist ein gewisses Maß an Freundlichkeit. Das weiß auch Helmut Baumann, weshalb man den Intendanten des Theaters des Westens gemeinhin als entgegenkommenden Menschen kennt. In letzter Zeit kann es allerdings passieren, daß Baumann auf Nachfragen leicht genervt reagiert. Grund genug hat er: Am 16. Oktober soll im Theater des Westens (TdW) das Musical „Grease“ Premiere feiern. Doch statt in Ruhe die Aufführung vorbereiten zu können, muß er zu Rechtsstreiten Stellung nehmen, in die er strenggenommen gar nicht verwickelt ist.

Urheber des Trubels ist Wolfgang Bocksch, Betreiber des privatisierten Schiller-Theaters, der ab 12. Dezember selber eine Version von Grease auf die Bühne bringen will. Seit Wochen läßt Bocksch nichts unversucht, die geplante Inszenierung am Theater des Westens zu verhindern (taz vom 10.9.). Nach zwei vergeblichen Anläufen, in Berlin bei Gericht eine einstweilige Verfügung zu erreichen, hat es Bocksch jetzt in Hamburg probiert. Zwar scheiterte auch dies, aber der nächste Vorstoß ließ nicht lang auf sich warten.

So erhielten die verschiedenen Beteiligten, darunter das Theater des Westens, die Düsseldorfer Grease Promotion GmbH und der Berliner Musikverlag Felix Bloch Erben unlängst Post aus den USA. Autor Jim Jacobs, Inhaber der weltweiten Urheberrechte an Grease, teilte den Adressaten über seinen Rechtsanwalt mit, daß eine Schadensersatzklage eingereicht worden sei. Höhe der Streitsumme: mondmäßige 75 Millionen Dollar, das sind nach aktuellem Devisenkurs umgerechnet rund 123 Millionen Mark.

Zur Begründung hieß es, Jacobs, der seine Rechte bis zum 31.12.1998 an Felix Bloch Erben abgetreten hatte, sei unzufrieden damit, wie in der deutschen Fassung von Grease englische Songs mit deutschen Texten vermischt würden. Das kam, gelinde ausgedrückt, etwas überraschend: Schließlich wird Grease in dieser Version seit drei Jahren in Düsseldorf erfolgreich gespielt, wogegen auch Jim Jacobs die längste Zeit nichts einzuwenden hatte. Darüber hinaus sei, zu dieser Richtigstellung sah sich TdW-Rechtsbeistand Peter Raue nun seinerseits veranlaßt, das Musicaltheater in keinem Fall haftbar zu machen, da nicht das TdW Vertragspartner von Jacobs sei, sondern Felix Bloch Erben beziehungsweise die Grease Promotion aus Düsseldorf.

Vielleicht war ja alles auch nur ein Einschüchterungsversuch. Denn unklar sei, so Raue, ob die Klage von Jacobs überhaupt tatsächlich eingereicht worden ist. Andererseits ist die Prozeßwut von Bocksch notorisch. Erst kürzlich machte ein anderer Fall Schlagzeilen. Die Bar Jeder Vernunft hatte für ihre Produktion „Die Kellnerinnen“ das Plakat von „Sekretärinnen“ persifliert, einer weiteren Bocksch-Produktion, für die in Berlin mit Starmodel Markus Schenkenberg geworben wurde.

Bocksch klagte auf Unterlassung – ein Bumerang, wie sich herausstellen sollte: Entschieden wurde, daß die Bar Jeder Vernunft wie bisher ihre Schenkenberg-Satire plakatieren dürfe. Von Bocksch jedoch verlangte das Gericht, künftig kenntlich zu machen, daß der gut gebaute Schwede zwar auf dem „Sekretärinnen“-Plakat, nicht aber in der dazugehörigen Show zu sehen ist. Ulrich Clewing

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