USA drohen Slobodan Milosevic

■ US-Außenministerin Albright kündigt Militärschlag gegen Jugoslawien innerhalb der nächsten Tage an. Nato-Staaten sind über Einsatz im Kosovo ohne UN-Mandat weiter uneins

London/Belgrad/Brüssel/Rom (dpa/AFP/AP/rtz) – US-Außenministerin Madeleine Albright hat Jugoslawien gestern mit einem Militärschlag innerhalb der nächsten Tage gedroht. Nach einem Gespräch mit Nato-Generalsekretär Javier Solana in Brüssel sagte Albright: „Wir erwarten, daß in den nächsten Tagen etwas geschehen wird.“ Die internationale Gemeinschaft habe dem jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević zwar kein Ultimatum für die Beendigung der Kosovo-Krise gesetzt, doch „wir haben ihm klargemacht, daß die Zeit abläuft“.

Albright wollte anschließend nach London reisen, wo am Abend die Balkan-Kontaktgruppe über den Krieg im Kosovo beraten wollte. Der US-Balkanbeauftragte Richard Holbrooke soll nach den Worten Albrights erneut zu Gesprächen nach Belgrad zurückkehren. Holbrooke habe Milošević eine einfache Botschaft zu überbringen: Er müsse die UN-Resolution erfüllen oder „die schwerstwiegenden Konsequenzen auf sich nehmen“. Albright wiederholte auch die amerikanische Auffassung, daß ein UN-Mandat für einen Nato-Einsatz in Jugoslawien nicht nötig sei.

Unterdessen schwenkten weitere Nato-Staaten auf die Linie Washingtons ein. Die Regierungen Belgiens und der Niederlande stimmten einem militärischen Eingreifen der Nato in den Kosovo- Konflikt zu. Der belgische Verteidigungsminister Jean-Pol Poncelet sagte gestern in der Zeitung La Libre Belgique, eine neue UNO- Resolution sei für eine Intervention nicht nötig. Die niederländische Regierung erklärte sich nach einer Kabinettssitzung ebenfalls bereit, Militärflugzeuge zur Verfügung zu stellen, falls die Lage im Kosovo dies erfordere. Auch das dänische Parlament gab gestern grünes Licht für einen internationalen Militäreinsatz gegen Serbien auch ohne UN-Mandat. Eine klare Mehrheit im Folketing stimmte für eine entsprechende Vorlage der Regierung.

Zuvor hatte auch der britische Premierminister Tony Blair seine Forderung nach einem militärischen Eingreifen im Kosovo bekräftigt. Milošević sei nur durch massive Gewaltandrohungen zum Einlenken zu bewegen, sagte Blair. Demgegenüber sagte Italiens Ministerpräsident Romano Prodi gestern, daß die Voraussetzungen für eine Nato-Intervention im Kosovo nicht gegeben seien. Zugleich betonte er, jeder militärische Eingriff müsse durch einen Beschluß des UN-Sicherheitsrates legitimiert werden. Der russische Außenminister Igor Iwanow warnte vor einem Flächenbrand auf dem Balkan, sollte die Nato im Kosovo eingreifen. Allein der UNO-Sicherheitsrat könne die Anwendung von Gewalt anordnen.