Altersvorsorge ganz privat

■ Jeder kann ein Millionär werden, versprechen die Altersvorsorge-Fonds. Eine Garantie übernehmen sie nicht

Nürnberg (taz) – Der gesetzlichen Rentenversicherung trauen die meisten Bundesbürger schon längst nicht mehr, und die Löcher in der staatlichen Rentenkasse werden immer wieder nur mit Mühe gestopft. Seit Anfang des Monats bieten daher deutsche Investmentgesellschaften eine neue Art von Fonds speziell für die Altersvorsorge an: die vom Gesetzgeber im April dieses Jahres genehmigten Altersvorsorge-Sondervermögen (AS).

Schon jetzt kümmern sich viele Menschen um ihre private Altersvorsorge, sei es durch Immobilien, Sparpläne, Kapital-Lebensversicherungen oder Wertpapiere. Denn gleichzeitig werden die staatlichen Leistungen gekürzt, damit immer weniger Erwerbstätige immer mehr Rentner, die immer älter werden, finanzieren können.

Mit den Vorschriften für die neuen AS-Fonds sollen optimale Sicherheit und gute Rendite kombiniert werden, ganz wie bei den angelsächsischen Vorbildern. Untersuchungen in Großbritannien und den USA zufolge haben die dortigen privaten Pensionsfonds seit Jahrzehnten satte Renditen von mehr als 10 Prozent pro Jahr erzielt – allerdings häufig durch die risikoreiche Anlage ausschließlich in Aktien. Diese Variante wird bei den deutschen AS-Fonds nicht erlaubt, und ausländischen Fondsgesellschaften ist der Marktzutritt bei den AS-Fonds gesetzlich verwehrt.

Deutsche AS-Sondervermögen müssen zu mindestens 21 Prozent und dürfen höchstens zu 75 Prozent in Aktien angelegt sein und maximal zu 30 Prozent in Immobilien. Spekulative Derivate wie Futures und Options dürfen die Fondsmanager nur zu Absicherungs-, nicht zu Spekulationszwecken einsetzen.

Knapp 50 Investmentgesellschaften haben gleich nach Verabschiedung des Gesetzes entsprechende Genehmigungsanträge beim Bundesaufsichtsamt gestellt. Rund 75 Fonds werden jetzt zugelassen. Der Bundesverband Deutscher Investment-Gesellschaften rührt schon seit Wochen kräftig die Werbetrommel für die neuen Fonds, die in den nächsten Jahren zusätzliche Milliarden in die Anlagekassen spülen sollen. Die Gesellschaften verdienen durch einen Ausgabeaufschlag und jährliche Managementgebühren.

„Es ist leichter als gedacht, mit 65 Jahren Millionär zu sein“, wirbt der Verband in Frankfurt. Setzt man optimistisch eine jährliche Rendite von 8 Prozent voraus, „kann zum Beispiel ein 30jähriger sich mit knapp 500 Mark monatlich die Million für den Lebensabend sichern“. Seine Einzahlsumme betrüge dabei insgesamt nur 210.000 Mark.

Während der Laufzeit dürfen die Fonds keine Erträge ausschütten. Die monatlichen Raten können jederzeit erhöht oder reduziert werden. Nach Dreiviertel der vereinbarten Laufzeit muß die Gesellschaft den kostenlosen Tausch in andere Fonds ermöglichen, zum Beispiel in weniger schwankungsanfällige Rentenfonds.

Auch wer Neugeborenen einen AS-Sparplan mit monatlich knapp 50 Mark Einzahlung schenkt, sorgt nach Angaben der Fonds dafür, daß aus dem Kind mit 65 ein Millionär geworden sein wird. Selbst die halbe Einzahlungszeit würde schon reichen, um ab dem 65. Lebensjahr eine lebenslange Zusatzrente von rund 3.200 Mark im Monat zu beziehen. Und die Erben können sich anschließend noch über das unangetastete Kapital freuen, denn nur die Erträge werden ausgezahlt.

Wenn denn Erträge vorhanden sind oder das eingezahlte Kapital überhaupt noch in voller Höhe zur Verfügung steht. Denn eine Garantie übernehmen die Investmentgesellschaften nicht. So konterte die Versicherungswirtschaft auch bereits mit Anzeigen unter dem Titel „Eine Lebensversicherung hält, was sie verspricht. Ein Leben lang.“ Horst Peter Wickel

Eine allgemeine Informationsbroschüre zu AS-Fonds gibt's kostenlos beim Bundesverband Deutscher Investment-Gesellschaften, Postfach 100437, 60004 Frankfurt am Main, oder telefonisch unter der Rufnummer (069) 5971406.