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IG Metall ganz unbescheiden

■ 6,5 Prozent mehr Lohn in der kommenden Tarifrunde gefordert. Arbeitgeber sind "trotz der hohen Forderung" der Gewerkschaft zuversichtlich, daß es zu einem "fairen" Abschluß kommt

Frankfurt/Main (dpa/AP/taz) – Die IG Metall fordert für die 3,6 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie eine Anhebung der Einkommen um 6,5 Prozent. Eine entsprechende Empfehlung habe der Vorstand beschlossen, teilte IG-Metall-Chef Klaus Zwickel gestern in Frankfurt mit. Damit will die größte DGB- Gewerkschaft „eine Wende in der Tarifpolitik einläuten“.

Die niedrigen Lohnerhöhungen der vergangenen Jahre hätten nicht die erhofften Arbeitsplätze, sondern nur „explodierende Gewinne“ gebracht, sagte Zwickel im Anschluß an eine Vorstandssitzung. Für 1999 erwartet die IG Metall eine Steigerung der gesamtwirtschaftlichen Produktivität von 2,5 Prozent und eine Inflationsrate von 1,5 Prozent. Die Arbeitnehmer hätten einen „riesigen Nachholbedarf“. In der Metallindustrie seien die Gewinne zwischen 1993 und 1997 von einer Milliarde Mark auf 34 Milliarden Mark gestiegen. Im gleichen Zeitraum sei die Zahl der Beschäftigten um 600.000 auf 3,4 Millionen gesunken.

Höhere Einkommen werden nach Ansicht von Zwickel die Binnennachfrage beleben und damit auch für mehr Beschäftigung sorgen. Da die Metallindustrie für 1999 eine Erhöhung der Produktivität von 5,5 Prozent erwarte, könne sie die geforderten 6,5 Prozent bezahlen.

Der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Werner Stumpfe, warf der IG Metall vor, mit ihrer Forderung an der Realität vorbeizuzielen. Deutliche Krisenzeichen aus der Weltwirtschaft und ein stark abgesackter Dollar- Kurs bedeuteten für die einzelnen Firmen unterschiedlich hohe Risiken und eine große Schwankungsbreite der Ertragslage. „In der Forderung der IG Metall findet sich von diesen Realitäten nichts wieder“, kritisierte Stumpfe in Köln.

Notwendig sei eine differenzierte Tarifpolitik, die das Risiko von Arbeitsplatzverlusten wesentlich verringere. Daher müßten in den Tarifabschluß neben einem festen Prozentsatz für alle Mitarbeiter auch flexible Einmalzahlungen einbezogen werden, die sich an der Leistungsfähigkeit der Betriebe orientierten, verlangte der Gesamtmetallchef. Er zeigte sich „trotz der hohen Forderung der IG Metall“ zuversichtlich, zu einer „fairen Lösung“ zu kommen.

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