: Viva la Brigada
■ US-amerikanische Brigadisten aus dem Spanischen Bürgerkrieg erhalten ein Denkmal
Berlin/Seattle (taz/nyt) – Mehr als sechzig Jahre nachdem sie die Waffen gegen die Faschisten in Spanien erhoben, von Ernest Hemingway romantisiert und vom FBI kriminalisiert wurden, haben Mitglieder der Abraham-Lincoln- Brigade zum ersten Mal ein offizielles Denkmal in den USA erhalten. Das Granitdenkmal auf dem Gelände der Universität Washington in Seattle wurde am Mittwoch in Anwesenheit von etwa 20 Brigadisten im Alter zwischen 80 und 90 Jahren mit Tränen in den Augen aus dem ganzen Land enthüllt.
„Ich bin 3.000 Meilen gekommen, um das zu sehen“, sagte der 83jährige pensionierte Gewerkschafter Louis Gordon aus dem Bundesstaat New York mit einer Anstecknadel „Stop Franco Terror“. „Ich denke, daß wir endlich für etwas anerkannt werden, das wir aus tiefster Überzeugung für richtig hielten.“
2.900 US-Brigadisten nahmen auf der antifaschistischen Seite am Spanischen Bürgerkrieg 1936–39 teil. Ein Drittel von ihnen starben. Die anderen kämpften größtenteils im Zweiten Weltkrieg weiter und blicken auf eine Aktivistenkarriere zurück, die sie direkt vom antifaschistischen Kampf mit der Waffe zur Bürgerrechtsbewegung der 60er Jahre und zur Bewegung gegen den Vietnamkrieg führte. Aber weil die Internationalen Brigaden in Spanien von Kommunisten organisiert wurden, bezeichnete die US-Regierung sie als „verfrühte Antifaschisten“, und viele verloren später Reisepaß und Arbeitsplatz.
Daß das erste Brigadistendenkmal der USA in Seattle entsteht, ist kein Zufall. Die verregnete Stadt am Pazifik hat eine lange Tradition der Arbeiterbewegung. Der Bundesstaat Washington galt lange Zeit als so links, daß Präsident Roosevelts Wahlkampfleiter einmal von der „Sowjetrepublik Washington“ sprach. Es waren zwei Brigadisten aus Seattle und ein Spanischprofessor an der örtlichen Universität, die dem Architekturkomitee der Universität von Washington die Erlaubnis für das privat finanzierte Denkmal abrangen.
Noch während die Brigadisten sich mit etwa 300 anderen um das Denkmal versammelten, kam die Nachricht, daß schon wieder einer von ihnen gestorben war. Die Überlebenden hoffen, daß das Granitdenkmal mit der Aufschrift „Viva la Brigada Lincoln“ auf einer Bronzeplakette nun das öffentliche Interesse an einem vergessenen Aspekt der US-amerikanischen Geschichte am Leben erhalten wird.
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