Krankenwagen endlich gesund

■ Bremer Osten erhält eigene Notarztversorgung / Ersthelfer unabhängig vom Rettungswagen / Ärztevereinigung „zufrieden“

Bremens Osten hat eine bessere und schnellere notärztliche Versorgung erhalten. Seit gestern steht der 130.000-Einwohner-Region ein eigenes Notarzt-Einsatz-Fahrzeug im Zentralkrankenhaus-Ost (ZKH) zur Verfügung. Bisher mußte das Gebiet aus der Bremer Innenstadt mitversorgt werden. Das ergab Verzögerungen von teilweise mehr als zehn Minuten – im Ernstfall eine lebensbedrohende Zeit. Solch „lange Anfahrtswege für die Notärzte aus der Innenstadt wird es künftig nicht mehr geben“, versicherte Innensenator Ralf Borttscheller (CDU) gestern zur Indienstnahme.

Ein tragischer Zwischenfall hatte 1992 die eklatante Unterversorgung der Region aufgedeckt. Damals mußte ein 16jähriger Junge sein Leben lassen, weil der Notarzt erst ganze 20 Minuten nach dem Rettungswagen mitsamt Rettungssanitäter am Einsatzort war. Bis dahin konnte der Jugendliche nicht per Schlauch mit frischem Sauerstoff sondern nur per Mund-zu-Mund-Beatmung versorgt werden. „Wäre der Notarzt schneller vor Ort gewesen, hätte er eine reelle Chance zum Überleben gehabt“, bestätigte damals eine Ärztin gegenüber der taz. Doch dazu müsse ein Notarzt-Einsatzwagen im Bremer Osten stationiert werden.

Dies bestätigte dann nach langer Verzögerung auch ein Gutachten Ende 1996. Die zentrale Kritik: Die Notarztwagen seien schlecht ausgerüstet. So fehlten Elektroschockgeräte. Der Bremer Osten sei unterversorgt. Und die Einsatz-Koordination wurde bemängelt.

Dem wurde jetzt Abhilfe geschaffen. Zum einen steht jetzt auch am ZKH-Ost ein solcher 130.000 Mark teurer Wagen zur Verfügung. Insgesamt gibt es fünf Stück in der Hansestadt: Einer steht in Bremen-Nord, einer beim Diako im Westen, einer „Links der Weser“ für die Neustadt und die Autobahn sowie einer am Sankt-Jürgen-Krankenhaus für die City.

Zum anderen wurde jetzt auch in Bremen das sogenannte „Rendezvous-System“ im Rettungswesen eingeführt. Dabei bringen die fünf neuen Einsatzfahrzeuge die Notärzte zum Einsatzort, wo sie zeitgleich mit dem Rettungswagen eintreffen. Ein Transport des Verunglückten kann dann je nach Sachlage mit oder ohne Notarzt zum Krankenhaus erfolgen. Dadurch werden die Notärzte flexibler einsetzbar. Auch die insgesamt 23 Rettungswagen wurden umgestellt oder neu beschafft. Das ZKH-Ost hat zudem sein Ärzteteam mit speziellen Fachärzten aufgestockt. Die lange Dauer der Unterversorgung im Bremer Osten wurde von der Innenbehörde mit diesem vollständigen Umbau der Rettungsstruktur begründet. Die kassenärztliche Vereinigung Bremens zeigte sich „sehr zufrieden“ angesichts der neuen Nachricht. Der kommissarische Hauptgeschäftsführer Klaus Stratmann sagte weiter: „Es war nicht weiter hinzunehmen, wie stiefmütterlich der Bremer Osten im Rettungswesen versorgt war.“

Jens Tittmann