: Spenden für Freiflüge
■ Teure Blutkonserven: Ermittlungen gegen Bayerns früheren Rotkreuz-Geschäftsführer
München (AP/rtr) – Das Bayerische Rote Kreuz ist offenbar in eine Korruptionsaffäre in Millionenhöhe verstrickt. Das BRK-Präsidium bestätigte am Wochenende, daß die Staatsanwaltschaft München ein Ermittlungsverfahren gegen den früheren Geschäftsführer Heinrich Hiedl wegen Vorteilsnahme eingeleitet habe. Gegen führende Vertreter des Blutspendedienstes bestehe unter anderem der Verdacht von Schmiergeldzahlungen.
Laut der Münchner Abendzeitung vom Samstag bestätigte Hiedl: „Ja, mein Haus und die Geschäftsräume des BRK sind durchsucht worden.“ Ihm sei jedoch nicht gesagt worden, was ihm vorgeworfen werde.
Das BRK erklärte, der Staatsanwaltschaft seien am 19. Oktober freiwillig Personalakten und Unterlagen über die Bestellung von medizinischen Geräten überlassen worden. Der Verband betonte, die Ermittlungen richteten sich gegen Hiedl persönlich, nicht gegen das Rote Kreuz. „Das Bayerische Rote Kreuz hat den dringenden Wunsch, daß sowohl im Interesse des Verbandes als auch im Sinne der beschuldigten Personen das Ermittlungsverfahren schnell und konsequent zur Aufklärung gebracht wird“, hieß es in der Mitteilung.
Laut Abendzeitung und Bayerischem Rundfunk soll das Bayrische Rote Kreuz Blutkonserven von einer Schweizer Firma zu überhöhten Preisen gekauft haben. Weltweite Flugreisen von BRK-Präsidiumsmitgliedern und ihren Familien sollen mit Spendengeldern finanziert worden sein. Zu Auslandstagungen sollen BRK- Führungskräfte mit dem Überschalljet Concorde geflogen sein. Und auch Aktien- und Autokäufe sollen sich die Beschuldigten von Pharmafirmen haben finanzieren lassen. Ex-Geschäftsführer Hiedl zu diesen Anschuldigungen: „Dazu sag' ich nichts.“
Das Deutsche Rote Kreuz nahm im vergangen Jahr 3,4 Millionen Blut- und 200.000 Plasmaspenden entgegen. Die Vorwürfe aus München passen gar nicht in den neuen Werbefeldzug „Jeder Tropfen hilft“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Sie soll für mehr Blut- und Plasmaspender werben, weil in Deutschland jährlich etwa 300.000 Liter Blutplasma fehlen. Sie werden vor allem aus den USA eingeführt.
Bis Mitte der achtziger Jahre wurde die Hälfte der Bluter in Deutschland durch verunreinigte Präparate aus den Staten mit Aids infiziert, meldet die Deutsche Hämophilie-Gesellschaft.
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