: Nicht jeder muß scheiden
■ Viele Ministerialbeamte bleiben unter Rot-Grün im Amt. Schröder setzt „auf Loyalität“
Bonn (rtr) – Mit den Ministern werden jetzt auch politische Beamte ausgetauscht. Mehr als 600 Stellen könnten nach dem Regierungswechsel von Rot-Grün rechtlich neu besetzt werden. Tatsächlich wird sich der Austausch der Beamten jedoch in Grenzen halten, wie die wichtigsten Personalentscheidungen bereits zeigen. Schröder sagt, er setze bei seinen Mitarbeitern „auf Loyalität“. An der Spitze der 15 nun von SPD und Grünen besetzten Ministerien sind zwar 15 Staatssekretäre bereits ausgeschieden, fünf Amtsleiter allerdings bleiben.
Außenminister Joschka Fischer (Grüne) jedenfalls ließ selbst enge Vertraute seines Vorgängers an ihrem Platz. Den Politischen Direktor von Klaus Kinkel (FDP), Wolfgang Ischinger, beförderte er gar zum Staatssekretär. Allein in den Bundesministerien gibt es 148 politische Beamte, die der Bundespräsident auf Wunsch der Regierung ohne Angabe von Gründen in den einstweiligen Ruhestand versetzen könnte. Auch andere Spitzenbeamte wie Botschafter, führende Geheimdienstler, der Generalbundesanwalt oder der Beauftragte für den Zivildienst dürfen gemäß Paragraph 36 des Beamtenrechtsrahmengesetzes „jederzeit“ entlassen werden.
Bei der neuen Regierung scheint die Botschaft bislang zu wirken: Der zweite Staatssekretär und die Abteilungsleiter des fast 30 Jahre lang von der FDP geführten Ministeriums bleiben.
Im Arbeitsministerium dürfte es dem neuen Chef Walter Riester ohnehin nicht schwerfallen, mit Norbert Blüms langjährigem Staatssekretär Werner Tegtmeier weiterzuarbeiten. Denn Tegtmeier ist wie Riester Sozialdemokrat. Auch Lafontaine (Finanzen) und Rudolf Scharping (Verteidigung) behalten ebenfalls je einen Staatssekretär der alten Regierung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen