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Asyl für Chef der PKK

■ Rußlands Parlament fordert von Präsident Jelzin, Abdullah Öcalan Zuflucht zu gewähren

Berlin (taz) – Rußlands Parlament, die Duma, hat gestern Präsident Boris Jelzin aufgefordert, dem Chef der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), Abdullah Öcalan, Asyl zu gewähren. Die türkische Regierung hatte im Oktober behauptet, Öcalan sei von seinem Wohnsitz in Syriens Hauptstadt Damaskus nach Rußland ausgeflogen worden. Türkische Geheimdienstler wollten ihn anschließend in einem Vorort von Moskau aufgetan haben. Türkische Journalisten behaupteten einige Tage später, Öcalan halte sich in einem Camp in der Gegend von Jaroslaw auf, etwa 250 Kilometer nördlich von Moskau.

Der PKK-Chef dementierte das und ließ eine Erklärung verbreiten, wonach er sich „in Kurdistan“ aufhalte. Und auch von dem PKK- nahen „Kurdistan Informationszentrum“ in Köln heißt es: „Er ist nicht in Rußland, sondern in Kurdistan. Wo, wissen wir nicht.“

Die türkische Regierung hatte von Rußland die Auslieferung des PKK-Chefs verlangt. Doch aus Moskau hieß es, man habe keinerlei Informationen, daß sich Öcalan im Land aufhalte. Am vergangenen Wochenende erklärte dann der türkische Ministerpräsident Mesut Yilmaz, Öcalan werde Rußland auf Druck der dortigen Regierung verlassen, er suche nach „einem Platz auf der Erde, an dem er sich verstecken kann“. Am Montag berichtete das Boulevardblatt Sabah, Rußland habe Libyen und den Sudan gebeten, Öcalan Unterschlupf zu gewähren. Beide Länder werden seit Monaten als mögliche Zufluchtsorte des PKK-Chefs gehandelt. Eine neue Variante hatte Ende Oktober der Satellitensender der PKK, MED-TV, eröffnet. Die Progressive Sozialistische Partei der Ukraine habe die Regierung aufgefordert, Öcalan für die Zeit vom 20. bis zum 30. November einzuladen. Ob der abgetauchte PKK-Chef dann in Kiew wieder auftaucht? Thomas Dreger

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