: Das Ende der Vollwaschmittel
■ Kompaktwaschmittel sind besser für die Umwelt, nicht teurer und ebenso wirksam. Würden alle Verbraucher auf Vollwaschmittel verzichten, ließen sich 130.000 Tonnen Waschmittel sparen
Die Zeit der Vollwaschmittel geht vorüber: Das hoffen nicht nur Umweltschützer, auch die Waschmittelbranche geht inzwischen davon aus. Denn Kompaktwaschmittel sind ebenso wirksam, nicht teurer und weitaus umweltverträglicher. Schon heute werben die Hersteller für ihre klassischen Vollwaschmittel nicht mehr. Es gibt sie nur noch deshalb, weil Verbraucher sich davon nicht trennen wollen und die Hersteller nach wie vor gutes Geld damit verdienen – obwohl diese Produkte überflüssig sind. Kompaktwaschmittel tragen Namen wie „Megaperls“, „ultra“, „futur“ oder „aktiv“ und sind den älteren Produkten weit überlegen. Sie sind sparsam einsetzbar, enthalten weniger Umweltgifte und sind – weil die Pakete bei gleicher Ergiebigkeit kleiner sind – leichter zu transportieren. „Wenn alle Verbraucher statt Vollwaschmitteln die modernen Kompaktwaschmittel verwenden würden, ließen sich in der Bundesrepublik jährlich 130.000 Tonnen Waschmittel sparen“, sagt Ulrike Eberle vom Öko- Institut – immerhin 25 Prozent des gesamten Verbrauchs.
Das Öko-Institut hat daher bereits vor geraumer Zeit die Hersteller aufgefordert, die veralteten Vollwaschmittel vom Markt zu nehmen. Mit dem Verkauf, so Wissenschaftlerin Eberle, verstießen Industrie und Handel sogar gegen das Wasch- und Reinigungsmittelgesetz. Demzufolge ist „jede vermeidbare Beeinträchtigung der Beschaffenheit der Gewässer“ verboten. Öko-Vorteil der kompakten: weniger Verpackung und sparsame Dosierung.
Von Vollwaschmitteln werden pro Waschgang im Durchschnitt 150 Gramm in die Trommel gegeben, von den kompakten hingegen bei gleicher Verschmutzung der Wäsche nur 70 Gramm.
Von Verbraucher-Organisationen über das Umweltbundesamt bis hin zu den Herstellern sind sich alle einig: Das Ende der Vollwaschmittel ist – acht Jahre nach Einführung der kompakten – überfällig. Doch der Kampf um Marktanteile verhindert bislang den freiwilligen Rückzug der Hersteller. Solange sich die alten Mittel noch verkaufen, hält man sie im Programm. Besonders die Firma Henkel, die bei den konventionellen Waschmitteln den größten Anteil hat, will die veralteten Waschmittel noch weiter verkaufen. Procter & Gamble, die bei den kompakten sehr stark sind, könnten sich den Abschied von den konventionellen besser vorstellen, doch im Alleingang wagen auch sie den Rückzug nicht.
„Das Thema wird sich in absehbarer Zeit auflösen“, heißt es inzwischen sogar beim Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel. Immerhin sind die Hersteller bereits übereingekommen, für die konventionellen Vollwaschmittel nicht mehr zu werben. Besonders junge Menschen – das haben Marktforschungen ergeben – greifen schon heute nach den modernen kompakten. Familien mit Kindern und ältere Paare kaufen dagegen die konventionellen entweder unüberlegt, in alter Tradition oder dem Irrglauben, die größeren Packungen würden länger halten und seien zudem billiger.
Die klassischen Vollwaschmittel haben inzwischen nur noch einen Marktanteil von 30 Prozent. Es könnte der Handel sein, der dieser Waschmittelgattung irgendwann das Ende bereiten wird. Denn für die Händler macht es wenig Sinn, zwei Produktfamilien auf Lager zu haben, die den gleichen Einsatzbereich abdecken. Würden nur noch kompakte Waschmittel verkauft, bliebe der Umsatz gleich. Allerdings ergibt sich auch hier wieder das Problem, daß die Händler nur dann ohne Umsatzeinbußen davonkommen, wenn sie alle gleichzeitig auf die alten Waschmittel verzichten. Ein Teufelskreis: Solange die Verbraucher die alten Vollwaschmittel kaufen, bieten der Handel und die Hersteller sie an. Und solange sie auf dem Markt sind, verlangen die Verbraucher danach. Bernward Janzing
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